…Bin ich sexuell frustriert?
So hatte er sich noch nie zuvor gefühlt.
Carlton war unglaublich peinlich berührt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Söldner das Gefühl, dass er sexuellen Angelegenheiten gegenüber eher gleichgültig war. Er fand, dass es viele andere Dinge gab, die ihm Freude bereiteten. Es war viel aufregender, Anerkennung zu finden und in seinen beruflichen Bestrebungen erfolgreich zu sein. Für jemanden, dessen Leben Tag und Nacht von Ehrgeiz erfüllt war, schienen alle anderen Dinge zu langweilig.
Die anderen Söldner um ihn herum fanden ihn ein wenig seltsam, aber Carlton empfand es als noch seltsamer, nackt mit einer fremden Person herumzurollen. Besonders misstrauisch war er dem Gedanken gegenüber, sich mit einem Fremden ohne eine Waffe in der Nähe in den Armen haltend einzuschlafen.
Sogar in seinen frühen Jugendjahren – einer Zeit, in der viele von lüsternen Gedanken beherrscht waren – reiste Carlton von einem Schlachtfeld zum nächsten. Der Söldner blieb generell skeptisch gegenüber solchen sexuellen Handlungen. Aber warum benahm er sich plötzlich wie ein lüsterner Junge, der gerade die Augen für die Möglichkeiten von Sex geöffnet hatte – zumal er solche Gedanken vorher nie hatte?
Hatte er es sich einfach zu bequem gemacht? War das Leben zu einfach?
In seinem Kopf drehten sich die Gedanken. Das Haar, welches durch seine Finger glitt, war so weich. Es fühlte sich jedoch so anders an als langes Haar. Alle anderen Gedanken verschwanden und Carlton konzentrierte sich auf seine Fingerspitzen.
Wie kann Menschenhaar weicher sein als Fuchspelz?
Carlton bewegte absichtlich seine Hände langsam, tat so, als würde er das Haar greifen, und streichelte es sogar. Jedes Mal, wenn das passierte, wurde Louisons Nacken immer röter.
„… Du brauchst es nicht so sorgfältig schneiden“, sprach Louison schließlich, unfähig, es länger zu ertragen und brachte damit sein Unbehagen zum Ausdruck. Erst dann wurde Carlton klar, wie übertrieben er sich verhielt.
Er … musste wirklich seltsam gewirkt haben. Schnell versuchte er, sich etwas einfallen zu lassen, um Louison abzulenken.
„Ich habe bei den Leuten unten nachgefragt. Anscheinend wurden vier meiner Männer in Confosse gefangen genommen. Sie wurden sofort ins Herzogtum gebracht.“
„Was ist mit den anderen? Deiner Armee?“ Louison konzentrierte sich schnell auf das Thema und nahm eine ernste Miene an.
„Ich habe Gerüchte gehört, dass sie nach Norden gezogen sind. Aber es gibt keine Zeugen. Einfach nur Gerüchte“, fuhr Carlton fort.
Er hatte sich diese Einzelheiten nicht ausgedacht.
Er hatte sie beiläufig vom Wirt gehört und beabsichtigt, den jungen Herzog darüber zu informieren. Allerdings wollte er dieses Thema nicht nutzen, um sich aus der unangenehmen Lage zu befreien. Carlton beschleunigte seine Arbeit mit der Schere.
„Wurde gesagt, wie es den gefangenen Leuten erging?“
„Man sagte, sie sahen ganz in Ordnung aus, als sie weggebracht wurden.“
„Nun, dann wird es schon gut gehen. Auf meinem Anwesen dulden wir keine Folter... Sie werden sicher wieder zu dir zurückkehren können. Falls sie verletzt werden sollten, werde ich mich um ihre Zukunft kümmern.“
„Meine Männer kommen schon alleine zurecht. Ich habe sie nicht dazu ausgebildet, so schwach zu sein.“ Als Carlton beschloss, fertig zu werden, war der Haarschnitt im Handumdrehen vollendet.
„Ich bin fertig.“
Carlton nahm das Tuch von Louisons Schultern und zerzauste das Haar des Herzogs. Louison drehte sich um, spielte verlegen mit seinem Nacken und fühlte sich unbehaglich. Obwohl Carlton gesehen hatte, wie anderen Menschen die Haare geschnitten worden waren, war es für ihn das erste Mal, es selbst zu versuchen. Er war nicht besonders gut darin. Dennoch sah Louison mit den kurzen Haaren gut aus.
Nun, da sein Haar kürzer war, kam seine schmale Kinnlinie erfrischend zur Geltung – sie verlieh dem jungen Herzog eine fröhliche und elegante Ausstrahlung. Seine zarten Gesichtszüge kamen noch mehr zur Geltung. Andererseits ließ die Rundung seines Kopfes ihn auch ziemlich niedlich aussehen.
Carlton dachte an die Zeit zurück, als Louison lange Haare hatte, und damals fand er, dass dem Herzog diese Frisur am besten stand. Doch auch kurze Haare sahen gut an ihm aus.
Sein Gesicht ist so schön – egal, was er tut, er ist wunderschön.
Carlton war von der Schönheit des Herzogs fasziniert. In diesem Moment wollte er Louisons Wangen mit beiden Händen umfassen. Er hätte sich beinahe hinreißen lassen, als er in die Augen des jungen Herzogs versunken war und von dieser seltsamen Atmosphäre ermutigt wurde – er hätte sich bewegt, um ihn zu berühren, wenn Louison nicht mit leicht hoher Stimme gesprochen hätte.
„Wo hast du die Karte hingelegt? Ich würde gerne unseren kommenden Weg überprüfen.“
Dank Louisons rechtzeitiger Frage gelang es Carlton, seinen Verstand wiederzuerlangen. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für solche Dinge. „Da drüben.“ Carlton drehte sich beiläufig um und suchte nach der Karte. Als er die Karte auf dem Tisch entfaltete, wurde die seltsame Atmosphäre wieder etwas normaler.
Louison atmete erleichtert auf. Die Stimmung war unglaublich aufgeheizt und schwer zu kontrollieren.
„Wo sind wir?“
„Hier.“
Carlton zeigte auf eine Stelle auf der Karte. Confosse lag östlich des Herzogtums, im angrenzenden Gebiet. Das Herzogtum Anness befand sich im Zentrum der südlichen Region. Daher dauerte es eine Weile, den Süden zu verlassen. Es würde eine längere Reise von Confosse zur Hauptstadt sein. Nach langer Zeit des Laufens auf Straßen, des Überquerens von Flüssen und des Passierens einiger Städte würden sie die Hauptstadt erreichen.
„Wir sind erst so weit gekommen? Ich dachte, wir wären schon weiter gelaufen.“
„Das liegt daran, dass wir um den Berg herumgegangen sind, um die Hauptstraße zu vermeiden.“ Carlton zeichnete mit seinen Fingerspitzen eine sanfte Kurve.
Er begann an der Stelle von Rugers Angriff und folgte dem Berghang bis nach Confosse. Ihr Weg war nicht einmal auf der Karte verzeichnet.
„Wir haben noch einen langen Weg vor uns“, Louison seufzte tief.
„Es hat länger gedauert, weil wir in den Bergen waren, aber jetzt reisen wir auf richtigen Straßen. Wir folgen der Hauptstraße nach Norden“, erklärte Carlton und zeigte auf die Karte. Wie Carlton sagte, würde sie die Hauptstraße zu einem Fluss führen, der die östlichen und südlichen Regionen des Königreichs trennte.
„Hier, in einer Stadt namens Mittil, wäre es meiner Meinung nach am besten, im Hafen ein Schiff zu nehmen. Wenn wir mit dem Schiff den Fluss entlang reisen, können wir noch weiter kommen.“
„Das ist der schnellste Weg. Ich war schon einmal in Mittil.“ Auch Louison kannte diese Stadt. Mittil war die wohlhabendste Stadt mit dem größten Schiffsverkehr entlang des Flusses – schließlich war der kürzeste Weg in die Hauptstadt den Fluss bei Mittil zu überqueren. Sowohl der Adel als auch die Reichen nutzten den Hafen von Mittil – seine Pracht war mit nichts zu vergleichen, was Confosse zu bieten hatte.
„…Aber gibt es nicht eine Kirche in Mittil?“, fragte Louison.
„Es gibt eine. Soweit ich weiß, ist es eine ziemlich große Kirche mit mehreren Priestern.“
„Es wäre wahrscheinlich seltsam, wenn ich als Pilger die Kirche nicht besuchen würde.“
„Ja. Also könnten wir, auch wenn es einen Umweg bedeutet, einen Hafen benutzen, der außerhalb der Stadtgrenzen liegt... Ich denke, das wäre besser, als uns unter viele Leute zu mischen.“
„Genau.“
„Je nachdem, wie natürlich sich mein Herzog verhalten kann, können wir unseren weiteren Weg unseren Bedürfnissen entsprechend anpassen.“
„Mach dir darüber keine Sorgen.“ Louison war ein Jahr lang mit einem Pilger gereist. Außerdem war er nach all der Zeit, in der er als Adliger durchgegangen war, trotz seines Mangels an Verstand zumindest selbstbewusst genug, seine Fähigkeit zum Schauspiel zu behaupten.
„Wie lange wird es dauern, bis wir Mittil erreichen?“
„Es wird etwa vier bis fünf Tage dauern.“
„Das ist entlang der Hauptstraße?“
„Wir haben schließlich nur einen Esel. Wenn wir auf einen Händler stoßen, der einen ähnlichen Weg nimmt, können wir vielleicht einen Platz in seinem Wagen mieten.“
„Wie wäre es mit einer öffentlichen Kutsche?“
Auf viel befahrenen Straßen verkehrten auf bestimmten Abschnitten oft öffentliche Kutschen. Wer bezahlen konnte, konnte mitfahren.
„Ich habe gehört, dass es ursprünglich eine Kutsche von Confosse zum Postdorf gab, die jetzt aber nicht mehr in Betrieb ist.“
„Warum?“
„In letzter Zeit ist die öffentliche Sicherheit instabil und Monster sind aktiver geworden. Das hat offenbar zu zahlreichen Problemen geführt. Gerüchten zufolge sind mehrere Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten.“
„Sind das die Folgen des Bürgerkriegs? Je weiter wir nach Norden reisen, desto unorganisierter ist das Land geworden.“
„Wenn es nur das wäre…“
Da die Streitkräfte des Südens mit anderen Dingen beschäftigt waren, wurde die Monsterjagd vernachlässigt. Es war nur natürlich, wenn Monster in ihrer Zahl zunahmen und ihre Jagdgebiete erweiterten. Doch nun, da die beiden von Rugers Verwicklung mit den Monstern und den jüngsten Angriffen auf die Dörfer wussten, war all dies ein Grund zur Sorge.
Carlton zeigte den weiteren Weg. Wenn sie von Mittil aus flussaufwärts reisten, würden sie in die Mitte des Königreichs gelangen. Von dort aus würden sie nach Osten kommen und kurz vor der Hauptstadt anhalten, um die aktuelle Situation zu beobachten und zu entscheiden, ob es sicher war, in die Hauptstadt zu gehen. Das war wahrscheinlich der einfachste und sicherste Weg, den sie hatten.
„Wenn wir ein Pferd hätten …“, Carlton dachte voller Bedauern an sein geliebtes Pferd.
„Ich bin sicher, deinem Pferd geht es gut, weil es so klug ist. Es muss den Berg hinabgestiegen sein und ein Bauernhaus gefunden haben.“
„Das wäre schön …“ Carltons Gesicht war voller Sorge.
Louison, der wusste, dass Carlton eine besondere Bindung zu seinem Pferd hatte, ohne dass dieser es aussprechen musste, versuchte, ihn zu trösten.
„Später schicke ich ein paar Männer los, die versuchen werden, dein Pferd zu finden.“
„Danke, dass du das sagst“, Carlton schüttelte seine Niedergeschlagenheit ab und wandte sich wieder der Karte zu, „Sobald wir den Fluss überquert haben, erreichen wir die mittlere Region des Königreichs.
In dieser Gegend wurde der Bürgerkrieg am heftigsten geführt … Wir müssen vorbereitet sein.“
„Ich weiß, ich weiß.“ Louison wusste genau, wie das Land nach dem Bürgerkrieg im Chaos versunken war.
Carlton blickte zweifelnd auf den wissenden Gesichtsausdruck des jungen Herzogs. „…Bist du dir sicher, dass du das schaffst?“
„Natürlich. Ich kann alles ertragen.“ Louison war zuversichtlich. Ein Bett und ein Dach über dem Kopf waren Luxus. Er hatte mehr als ein oder zwei Tage auf der Straße geschlafen. Der junge Herzog konnte fast garantieren, dass er mehr Erfahrung mit dem Leben ohne Zuhause hatte als der Söldner.
Louison betrachtete die Karte erneut. Entlang des Weges gab es viele Orte, die als schlimme Erinnerungen in Louisons Kopf geblieben waren. Schmerzhafte und beunruhigende Erinnerungen waren mit vielen Orten im ganzen Königreich verbunden. Er hatte jedoch keine Angst.
Er war nicht mehr allein – er hatte Carlton an seiner Seite. Dank des Söldners war er bisher gut zurechtgekommen. Er hatte eine vage, aber beruhigende Erwartung, dass die Vorteile dieser Allianz noch weit in die Zukunft reichen würden.
~ Ende Teil 5 ~
Wie süß die beiden zusammen sind, das verspricht ja noch eine herzige Reise zu werden
AntwortenLöschenDie Haare sind geschnitten und keiner von beiden weiß, wie sehr es in dem jeweils anderen Kribbelt. Allein Carlton seine Gedanke und wer weiß ob er weiter gegangen wäre, hätte Louison nicht angefangen zu reden und sein Verstand wieder einsetzte. Im Moment haben sie auch noch andere Sorgen und Probleme. Zwar haben sie ihr Aussehen verändert, was etwas hilft...
AntwortenLöschenes scheint als hätte carl ein paar unzüchtige gedanken wegen luis aber da wird er bald wieder zurück gebracht den sie müssen sich ja vorbereiten. schön das die meisten entkommen sind ich hoffe doch bis dahin nichts passiert. die bidung zu seinem pferd ist auh schön und luis will es sogar später suchen lassen. luis fühlt sich nicht mehr allein weil carl bei im ist . möge die zukunft für sie schön sein.
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