„Geht es dir gut…?“, fragte Carlton.
„Mm, mir geht es gut. Ich bin eigentlich ziemlich dankbar. Dank dir konnte ich meine Gedanken wieder ordnen“, antwortete Louison.
Carlton konnte nicht ganz verstehen, wie seine Worte so einen tiefen Eindruck hinterlassen hatten. Aber vielleicht war es weniger das Gespräch, sondern eher die 'vergrabene alte Hexe', die bei Louison gewirkt hatte. Das war durchaus möglich – Louison war in vielerlei Hinsicht einzigartig. Was auch immer funktionierte, war gut. Solange Louison etwas mehr Energie hatte, war Carlton zufrieden. Carltons Lippen verzogen sich unabsichtlich zu einer festen Linie: „Es ist mir eine Ehre, dass ich helfen konnte.“
„Ohne dich wäre ich wahrscheinlich von Ruger entführt worden. Ruger, dieser Bastard. Er isst das Essen, das ich ihm gebe, und ersticht mich dabei? Wusstest du das? Er hat ein riesiges Gehalt bekommen. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, werde ich ihn alles auskotzen lassen.“ Louison ballte die Faust und schlug in die Luft.
„Es geht nicht nur um Ruger – Ich werde den Menschen hinter Ruger finden und auch an ihm Rache nehmen“, versprach Louison.
„Ich stimme zu. Du musst mich rufen, wenn du dabei bist, ihn zu vernichten.“
„Dich rufen?“
„Ja. Ich leide wegen dieses Bastards genauso – du musst mich dabei haben.“
Nun, da Louison ihn genauer betrachtete, sah Carlton wirklich erbärmlich aus. Seine Hosen waren schlammig, sein Haar war zerzaust und sein Bart wuchs wild. Sie hatten keine Ahnung, wann sie die Hauptstadt erreichen würden. Er war von seinen Untergebenen und seinem geliebten Pferd getrennt worden. Es gab viele Gründe, auf Ruger und dessen Hintermänner wütend zu sein.
„Einverstanden. Du wirst dabei sein.“ Louison streckte seine Hand aus, und Carlton ergriff sie bereitwillig. Die Hand war dreckig, aber das kümmerte ihn nicht sonderlich. Der Söldner schüttelte sie so fest, dass es sich anfühlte, als würde Louisons Schulter gleich ausgerissen, bevor er sie wieder losließ. Louison nahm die verbliebene 'vergrabene alte Hexe', teilte sie in zwei Hälften und reichte eine Hälfte Carlton. In solchen Momenten tranken die Leute oft gemeinsam etwas, aber das war alles, was er hatte. Von dem Moment mitgerissen, nahm Carlton impulsiv die Wurzel.
Der Söldner hatte nicht die Absicht, die 'vergrabene alte Hexe' zu essen. Er wusste, dass es sicher war, die Wurzel zu essen, aber er fühlte sich trotzdem nicht so gut dabei. Aber als Louison ihm die Wurzel in die Hand legte, konnte er nicht so rücksichtslos nein sagen, wie er es in der Vergangenheit getan hatte.
„Lass uns das teilen und gemeinsam wieder zu Kräften kommen!“ Louison verdrängte die düsteren Gedanken, was passiert wäre, wenn Ruger ihn erwischt hätte, und auch die Frage, ob Ruger ein Mann des Grafen von Doublet war. Bevor sich seine Miene bei diesen trüben Überlegungen verdunkeln konnte, nahm er einen weiteren Bissen von der 'vergrabenen alten Hexe', was ihn sofort wieder aufmunterte.
Während Carlton diese Szene ruhig betrachtete, nahm auch er einen Bissen von seiner Hälfte. Als er Louison so genussvoll essen sah, verspürte er keinen Widerwillen mehr. Ob die Wurzel tatsächlich so köstlich war, wie Louison behauptete, konnte der Söldner zwar nicht sagen, aber sie schmeckte zumindest annehmbar.
Nachdem sie die 'vergrabene alte Hexe' gegessen hatten, setzten sie ihren Weg fort. Da sie kein Pferd mehr hatten, war ihr Tempo recht langsam. Sie gingen einfach immer weiter. Als Louison seine Grenze erreichte, bat er Carlton um eine Pause. Während Louison sich setzte und ausruhte, holte Carlton Wasser oder etwas Essbares.
Louisons Körper fühlte sich zwar immer noch erschöpft an, aber seine Müdigkeit ließ etwas nach, weil der Söldner ihn unterwegs immer wieder an der Hand hielt. Wann immer der junge Herzog in trübsinnige Gedanken verfiel, drückte Carlton fest seine Hand und zog ihn weiter, um ihn daran zu hindern, noch tiefer in melanchonische Gedanken zu gleiten.
Bei Sonnenuntergang hielten sie an. Die beiden fanden eine gut genutzte, verlassene Höhle von wilden Tieren, in der sie sich niederließen. Die Höhle war jedoch zu eng, um ein Feuer zu entfachen, sodass Carlton und Louison zusammen unter einem Umhang schliefen.
Louison hatte versucht, etwas Abstand zu dem Söldner zu halten, aber als er am Morgen aufwachte, lag er in den Armen des anderen. Vielleicht war der Winter früh gekommen, da sie sich in bergigen Regionen befanden – die Nacht musste kalt gewesen sein.
Es war der Morgen des dritten Tages und ihre Reise schien endlos.
Louison war erschöpft. Egal, wie gut Carlton auf den jungen Herzog aufpasste, sie hatten immer noch einen engen Zeitplan. Die beiden ließen einander während des gesamten Weges nicht los. Wann immer Louison ins Straucheln geriet, hielt Carlton ihn fest, wobei er den Willen des jungen Herzogs respektierte, den Söldner auch nicht für einen Moment aufzuhalten.
Er hat mehr Biss, als sein Aussehen vermuten lässt.
Der junge Herzog sah aus wie jemand, der extrem wählerisch und verwöhnt war. Der Mann hatte jedoch einen festen Geist – Geduld und Hartnäckigkeit. Diese Tatsache brachte Carlton zum Schmunzeln.
Nach all den Strapazen entdeckten die beiden schließlich, was wie ein richtiger Fußweg aussah. Der Weg war zwar so schmal, dass zwei nebeneinander stehende Personen ihn fast ganz ausfüllten, aber es war immerhin ein Weg!
„Wenn wir diesem Weg geradeaus folgen, werden wir diese schrecklichen Berge endlich hinter uns lassen.“
„Nachdem wir nun so weit gekommen sind, können wir davon ausgehen, dass sie uns nicht mehr verfolgen.“
„Dann können wir endlich ein Feuer machen?“ Louisons Augen glänzten.
Sie hatten kein Feuer machen können, aus Angst, dass sie verfolgt wurden. Gestern war Louison so erschöpft gewesen, dass Carlton ihm versprochen hatte, für ihn zu jagen und zu kochen, wenn sie weit genug gereist wären, um ein Feuer anzuzünden.
„Dann werde ich wie versprochen etwas Fleisch für dich zum Abendessen fangen.“
„Jaaa!“ Louison ballte beide Hände und jubelte leise.
Als der junge Herzog lachte, konnte Carlton nicht anders, als unwillkürlich mitzulachen. Mal ehrlich – wer freute sich schon so über wilde Tiere zum Abendessen?
„Allerdings müssen wir vorerst 'vergrabene alte Hexen' essen.“
„Aber wenigstens haben wir diese!“ Louison holte die kostbaren Wurzeln hervor, die sorgfältig in ihre Mäntel eingewickelt waren. Diese hatten sie im Voraus ausgegraben, damit er nicht melancholisch wurde. Sie hatten darauf geachtet, sie gut zu lagern, damit die Wurzeln kein Sonnenlicht abbekamen.
Louison teilte die 'vergrabene alte Hexe' in zwei Hälften und gab Carlton eine, bevor er seine Hälfte sofort aß. Carlton, der inzwischen daran gewöhnt war, begann diese zu essen. Ehrlich gesagt fühlte er sich immer noch nicht wohl dabei, die Wurzel zu verzehren, aber gemeinsam mit Louison zu essen und ihm dabei zuzusehen, machte es erträglicher.
„Da es einen Weg gibt, führt er sicher zu einem Dorf. Sollen wir es aufsuchen?“
„Ich weiß nicht, ob das gut geht – wir werden auffallen. Man kann auf den ersten Blick sehen, dass ich etwas Besonderes bin. Mein Gesicht ist nicht eines, das leicht vergessen wird.“
Das mochte selbstgefällig und verachtenswert klingen, aber es war die Wahrheit. Er war den ganzen Tag gelaufen, hatte geschwitzt und im Dreck geschlafen, ohne sich richtig zu waschen, aber Louisons Gesicht war immer noch zart und blass. Sein blondes Haar glänzte immer noch. Egal, was passierte, er sah aus wie ein Adliger. Eher würde er durch die seltsamen Umstände seiner Reise noch mehr auffallen.
„Das stimmt. Es wäre schön, wenn wir dein Gesicht bedecken könnten“, stimmte Carlton sanft zu. „Ich habe aber nichts, was dafür geeignet wäre.“
Louisons und Carltons Gewänder hatten keine Kapuzen, um ihre Gesichter zu verhüllen. Außerdem war es auch nicht praktisch, ihn mit dem Umhang zu bedecken.
„Trotzdem denke ich, dass es am besten wäre, das Dorf aufzusuchen.“ Auch wenn es etwas riskant war, dachte Carlton, es wäre am besten, sich auszuruhen, während sie in einem Gebäude mit Dach und Wänden warmes Essen aßen. Er konnte sehen, wie Louison immer müder wurde. Selbst wenn man sich im Wald ausruhte, konnte man nicht richtig schlafen. Auch wenn sie sich wegen ihrer Situation beeilen mussten, war der Söldner besorgt um seinen Begleiter.
Er will nicht einmal hören, wenn ich ihm anbiete, ihn auf meinem Rücken zu tragen. Ich wünschte, ich hätte wenigstens mein Pferd.
In ihrer Situation ließ es sich nicht ändern, aber es brach ihm das Herz, sein Schlachtross verloren zu haben, das problemlos zwei erwachsene Männer hätte tragen können. Wäre sein Pferd hier gewesen, hätten sie doppelt so schnell reisen können.
Soll ich ins Dorf gehen und ein Pony stehlen, während Louison schläft?
Der Weg war ruhig, der Wind wehte sanft. Das Sonnenlicht, das durch die Baumkronen schien, war wunderschön. Das Geräusch von Louisons Kauen auf den 'vergrabenen alten Hexen' harmonierte mit dem Zirpen der Grillen. Es fühlte sich zu friedlich an für ihre Situation – mittellos und auf der Flucht vor unbekannten Verfolgern – es glich eher einem Waldspaziergang.
Doch plötzlich verspürte Carlton eine Bedrohung in dieser ruhigen Atmosphäre. Jemand kam näher. Kaum hatte er das gespürt, zog Carlton an Louisons Hand und versteckte den jungen Herzog hinter sich. Ohne zu zögern, zog der Söldner sein Schwert.
„?“ Louison war verwundert.
Einen Moment später sprangen fünf Männer hinter einem großen Baum hervor.
So beeindruckend ihr Auftreten auch war, sie sahen elend aus. Vielleicht hatten sie nicht genug zu essen bekommen. Die Männer sahen ausgehungert aus. Ihre Gesichter waren blass wie bei Kranken, und ihre Lippen waren aufgesprungen. Rote Adern durchzogen ihre Augen und ließen sie furchterregend wirken. Sie hatten Dinge wie Äxte, Spitzhacken, Schaufeln als Waffen und versperrten Carlton und Louison den Weg.
„S-Stop!“
„Wenn ihr diesen Weg lebend passieren wollt, müsst ihr uns alles geben, was ihr habt!“
„A-Angefangen mit dem, was ihr gerade esst, rückt alles raus!“ schrien die Männer.
Louison starrte sie nur verständnislos an. Carlton grinste und lachte dann.
„Ich habe mich gefragt, wer die sind, aber es sind nur Räuber. Lass uns einfach weitergehen.“ Als ob er etwas Lächerliches betrachtete, steckte Carlton sein Schwert zurück in die Scheide. Gegen diese Gegner war eine Waffe unnötig.
Die Räuber waren zutiefst erschüttert. Sie tauschten Blicke aus und tuschelten miteinander – Louison konnte ihr leises Geflüster deutlich hören.
„Sie sagten, sie gehen einfach weiter … was sollen wir tun?“
„Wir müssen sie aufhalten!“
„Aber der Kerl sieht wirklich stark aus …“
„Wir sind fünf, und sie sind nur zwei! Außerdem haben sie Essen dabei!“
Diese Leute schienen eher Bauern als Räuber zu sein, wenn man sich ihre Kleidung und die landwirtschaftlichen Geräte ansah, die sie als Waffen benutzten. Eigentlich sollten Bauern sich auf den Winter vorbereiten – was taten sie hier in den Bergen als Räuber? Zudem war dieser Weg wahrscheinlich einer, den nur wenige Reisende wegen der Schwierigkeiten nahmen.
„Sie sind unbeholfen.“ Die Männer waren so tollkühn, dass selbst Louison schmunzeln musste.
„Genau das meine ich. Das müssen Anfänger sein.“ Carlton sah die Räuber an und zeigte auf einen von ihnen.
Der Mann hatte einen ähnlichen Körperbau wie Louison. „Was hältst du von seinen Schuhen?“
„Wieso? Die sehen bequem aus“, antwortete Louison geistesabwesend. Warum sprach der Söldner plötzlich von Schuhen?
„Dann nehmen wir die“, sagte Carlton.
„Was meinst du damit?“
Carlton grinste und näherte sich den Räubern.
Nette und fürsorgliche Idee von Carlton, dem armen Räuber die Schuhe wegzunehmen, damit Louison weniger Probleme bei laufen hat
AntwortenLöschenEs ist einfach nur awww wie sich Carlton um Louison kümmert. Im Moment machen die das Beste aus ihrer Situation und trotz allem kommen sie gut voran, wenn auch sie mit Calrtons Pferd schneller wären. Aber das ist nicht da und dann tauchen Räuber/Bauern auf, die wirklich noch Anfänger zu sein scheinen. Aber was um Himmels willen will Carlton mit den Schuhen? Als ob die Räuber nicht schon arm genug wären und der Winter noch vor der Türe steht.
AntwortenLöschenich finde es schön wie sich carl sich um luis kümmert. das mit der höhle ja es ist sehr kalt also luis ran an den speck und die wärme von carl. hach er lag in seinen armen muss ein schönes bild gewesen sein. mit pferd wäre es sicher schneller gegangen ich hoffe es geht im gut und findet seinen reiter wieder. oh ja das sind anfänger aber wieso will er die schuhe von dennen klauen .fragen über fragen.
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