„Weder Prinz Ellion noch Carlton wollen uns jetzt töten. Sie wollen nur, dass wir uns ergeben. Es reicht, wenn ich mich als Herzog dem Prinzen unterwerfe“, sagte Louison.
„Aber unsere Ehre als Herrscher des Südens steht auf dem Spiel, wenn wir uns unterwerfen“, argumentierte der General.
„Ernährt dich Ehre etwa?!“
Der General wurde wütend: „Sollte das der Herzog von Anness sagen?! Wird der Herr dieser goldenen Felder vom Hund eines unehelichen Prinzen verscheucht?“
„Das habe ich nicht gemeint. Ich habe … Angst, ja. Aber ich habe diese Entscheidung für uns alle getroffen.“
Wenn der Prinz das Herzogtum aufgäbe, würde Carlton das Gebiet brutal zerstören. Dann wäre das Ergebnis nicht besser als die trostlose Zukunft, die Louison zuvor erlebt hatte.
„Als Sie darauf bestanden, den zweiten Prinzen zu unterstützen, sagten Sie dasselbe“, wandte der General ein, „Sie meinten, es sei eine Entscheidung zum Wohle aller. Aber was ist passiert? Sie haben Soldaten und Reichtum verloren. Wurden als Verräter gebrandmarkt. Deshalb hatte ich Sie gebeten, sich nicht in die Zentralpolitik einzumischen!“
Louison schwieg. Ehrlich gesagt hatte er dem nichts entgegenzusetzen – er war selbstgefällig und inkompetent gewesen. Er hatte sich nie ernsthaft mit den Konsequenzen eines Bürgerkriegs oder des Thronstreits auseinander gesetzt.
Er lebte wie ein fließender Fluss. Da er ein Verwandter des zweiten Prinzen war, stand er ihm nah. Andere ernsthafte Überlegungen gab es nicht.
„Mein Herr, spricht aus Ihnen nicht einfach nur die Angst? Wollen Sie um Ihr Leben betteln, wenn Sie sich ergeben? Wollen Sie nicht mehr Rückgrat als Oberhaupt des Hauses Anness zeigen? Besonders, da die Situation bereits so ernst geworden ist?“, appellierte der Schatzmeister.
„Das reicht. Wir machen einfach das, was wir bisher gemacht haben. Mein Herr, Sie sollten zurückgehen und Ihre Flasche Wein austrinken. Oder Baden. Sie riechen stark nach Alkohol.“
Die Worte des Schatzmeisters, die keinerlei Erwartungen enthielten, trafen Louisons Herz tiefer als der schroffe Tadel des Generals. Die Berater ignorierten Louison und nahmen die Diskussion wieder auf, die sie vor seinem Eintreten geführt hatten.
Louison konnte auf keinen ihrer Vorwürfe antworten. Seine Absichten waren gut – er wollte alle im Konferenzraum retten – aber es war schwierig, da er über sein Wissen nicht reden konnte.
Nur der freundliche Butler kam auf Louison zu.
„Junger Herr, Sie müssen besorgt sein. Bitte ruhen Sie sich in Ihren Gemächern aus. Die Ältesten des Schlosses werden sich um die Angelegenheiten kümmern.“
Immer noch ein junger Herr. Obwohl Louison vor über zwanzig Jahren Lord geworden war, war er für den Butler immer noch der 'junger Herr'. Kein Lord, dem man vertrauen und dem man folgen konnte.
Das war kein Problem, dass nur dem Butler vorbehalten war. Nicht eine Person in diesem Konferenzraum hatte Vertrauen in ihn als Lord.
In Louison brodelte ein Gefühl der Frustration und Hilflosigkeit zugleich. Anders als bei seinem vorherigen energischen Lauf zum Konferenzraum kehrte er mit schweren Schritten in sein Gemach zurück.
Sie meinen es gut, aber…
Louison zuckte zusammen. Er konnte es seinen Beratern nicht verdenken, da er nie richtig als Lord gearbeitet hatte.
Als er sechs Jahre alt gewesen war, waren seine Eltern gestorben und er war zum Herzog geworden. Der General war zu seinem Vormund geworden und hatte viel Zeit damit verbracht, ihn zu einem echten Adligen zu formen. Seine Lehrmethoden hatten sich als streng erwiesen und Louison hatte sich dem fügen müssen. Er war oft vor seinem Lehrer davon gelaufen und hatte sich auf dem Dachboden versteckt. Daher hatte er wenig Wissen über Kampfkunst, Geschichte und Etikette.
Nachdem er älter und erwachsener geworden war, war er dem Zugriff seines Lehrers entkommen. Er hatte die gesamte Arbeit und die Führung seines Besitzes seinen Beratern überlassen. Das Geld aus den Ländereien hatte er mit vollen Händen ausgegeben und er hatte mit zwielichtigen Freunden verkehrt.
Nach vielen Skandalen war sein Ruf ruiniert gewesen. Er wusste, wie man Geld ausgab, aber er hatte wenig Ahnung oder Verständnis für die Herkunft des Geldes. Er hatte sich weder für das Land noch für seinen Familiennamen interessiert.
Er dachte früher: „Alle machen es schon gut, warum sollte es mich kümmern?“, und war unwissend über die Probleme seiner Ländereien gewesen. Ihm gefiel die glänzende und farbenfrohe Hauptstadt mehr als der Mistgeruch der ländlichen Dörfer des Herzogtums. Seine Berater waren die einzigen, die sein Herzogtum am Laufen hielten, während Louison herumgespielt hatte.
Er war im unnützen Kampf um den Thron auf der Verliererseite gewesen, nachdem er Gelder aus der Wirtschaft seines Landes genommen hatte, um den zweiten Prinzen zu unterstützen. Aufgrund seines früheren Lebenswandels hatte er keine richtigen persönlichen Beziehungen gehabt und war aufgrund seiner schlechten Kontakte sogar als Kontrast zum ersten Prinzen eingesetzt worden. Seine biologische Blutlinie war ausgezeichnet, aber er hatte keine Ahnung, wie er sie nutzen sollte.
Mit anderen Worten: Viele dachten, dem Herzogtum ginge es ohne Louison besser!
Selbst ich würde wahrscheinlich die Person verjagen wollen, die in der Nacht der Schlacht auf eine Kapitulation bestanden hätte.
Meine Berater waren doch nett, dachte er, und sie würden ihn nicht sich selbst überlassen. Louison erinnerte sich daran, wie die Leute in der vergangenen Zeitlinie ihn angespuckt, geschlagen und beleidigt hatten … und dann war er dankbar für seine strengen Berater.
Warum war ich früher wütend und habe sie ignoriert? Sie waren so gute Menschen.
Seit seiner Geburt war er es gewohnt, unterstützt zu werden. Louison beschloss, ebenso viel Verantwortung zu übernehmen wie die Unterstützung, die er erhielt.
Der Heilige hatte recht. Nichts im Leben ist umsonst. Die Menschen müssen für ihr Essen arbeiten.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf war Louison nun entschlossen, zumindest seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Als Gegenleistung für seine Mahlzeiten würde er in diesen Kampf eingreifen, die Menschen retten und die Zukunft des Landes schützen!
Dazu musste er sich erfolgreich ergeben. Da die Vasallen nicht auf ihn hörten, war es unmöglich, einen offiziellen Gesandten zu schicken. Wie viele Tage konnte diese Situation noch andauern?
Laut Louisons Erinnerung würde diese Nacht sicher vorübergehen, aber er wusste nicht, was der morgige Tag bringen würde. Die Vasallen glaubten alle an ihre Sicherheit, aber Louison wusste, dass Carlton seine Macht noch nicht voll eingesetzt hatte.
Carlton, … auch wenn er ein Verrückter sein mag, seine Fähigkeiten sind nicht zu leugnen.
Obwohl Carlton offen Adlige verfolgte und sich viele Feinde machte, ermöglichten ihn seine Fähigkeiten als Söldner und seine Stärke, das Vertrauen von Prinz Ellion zu gewinnen.
Das erste Mal hatte Louison ihn während der ersten Schlacht, am Tag der Belagerung der Burg, aus weiter Entfernung gesehen. Carlton hatte eine schwarze Rüstung getragen und wie ein Todesritter aus alten Legenden ausgesehen.
Mit einem einzigen Schwung seiner Lanze hatte Carlton Truppen von Soldaten beseitigt, schwer bewaffnete Ritter niedergeschlagen und seinen Weg freigeräumt. Unzählige Artikel und Lügenmärchen über den Mann kursierten in der Hauptstadt, aber sie reichten noch immer nicht aus, um Louison darauf vorzubereiten, ihn persönlich zu sehen. Er war der furchteinflößendste Mensch, den Louison je getroffen hatte.
Es reichte aus, um diejenigen zu erschrecken, die nicht einmal auf dem Schlachtfeld standen.
Vielleicht sollte ich direkt...
Doch die Schlacht war bereits im vollen Gange, und ein hindurchkommen würde schwer werden.
Er war sich sicher, das er, noch bevor er Carlton treffen würde, um sich zu ergeben, im Kampf gefangen und getötet werden würde. Louison ging hektisch auf und ab und dachte weiter nach. Ruger, der ihn mit besorgtem Gesicht beobachtet hatte, brachte hinterlistig erneut den Fluchtplan zur Sprache.
„Mein Herr, wenn man hört, was andere sagen, scheint es, als würde die Burg nicht mehr lange halten. Hätte der Feind wirklich vorgehabt, uns vollständig zu erobern, dann wären wir sofort gefallen. Es scheint, als würde der General lügen. Wir haben keine Chance mehr. Es wird keine Verstärkung kommen.“
„Wenn du fliehen willst, dann tu es alleine“, antwortete Louison.
„Ich werde dorthin gehen, wohin mein Herzog geht! Selbst wenn ich sterbe, werde ich an deiner Seite bleiben. Bitte unterschätze meine Loyalität nicht.“
„Willst du wirklich bei mir bleiben?“
„A-aber,… wer weiß, welche Art von Demütigung mein Herzog durch diesen Schlächter erleiden wird? Er ist ein Monster, weißt du!“
„……“
„Erinnerst du dich?“, erklärte Ruger, „Ich habe dir alles erzählt. Um Himmels Willen, er hat dem Sohn eines Viscounts mit Seilen und Pferden die Gliedmaßen abgerissen! Stell dir vor, du würdest einen so schändlichen und grausamen Tod erleiden …“
Ruger war ein Wortkünstler. Selbst wenn die gleichen Worte ausgesprochen würden, ließ Rugers Eloquenz sie realistischer erscheinen – die Worte würden einem im Gedächtnis bleiben. Während Ruger Carltons Bekanntheit erklärte, gestikulierte er wild mit Händen und Füßen. Louison lief ein kalter Schauer über den Rücken.
„Hör auf. Ich bin schon verstört, aber du machst es nur noch schlimmer.“
Louison schlang erschrocken die Arme um sich.
Carlton hatte ihn direkt verfolgt, als Louison im Schutz der Dunkelheit entkommen war. Diese Nacht blieb ein Albtraum, der seine Träume lange Zeit gequält hatte. Obwohl Carlton weit genug entfernt war, dass Louison ihn nicht richtig sehen konnte, hatte er seine Lanze mit beängstigender Genauigkeit geworfen. Er hatte Louison um Haaresbreite verfehlt. Stattdessen hatte der Angriff einen Baum getroffen, der sofort in zwei Hälften zerbrochen war.
Noch heute trat Louison beim Gedanken an diesen Augenblick kalter Schweiß auf die Stirn.
Es war das erste Mal in seinem Leben gewesen, dass er das Gefühl gehabt hatte, der Tod stünde unmittelbar bevor. Da er den Großteil seines Lebens in Frieden und Sicherheit verbracht hatte, konnte er dieses Erlebnis nicht so leicht abschütteln.
Lange Zeit danach war Louison in der Wahnvorstellung gefangen gewesen, dass sein immer näher rückender Tod durch Carltons Hände bevorstand. Ein Sensenmann, – ein Todesritter – in Carltons Gestalt, verfolgte ihn hartnäckig. Hätte der Heilige ihn nicht gerettet, hätte er diese Wahnvorstellung nicht abschütteln können.
„Also, lass uns gehen, mein Herr. Du hast doch auch Angst, oder? Wir können hier nichts mehr tun … Und mal ehrlich, wäre es den Leuten nicht lieber, wenn mein Herr verschwände?“
„Hm…“, Louison zuckte zusammen.
„Schau dir das an. Hier ist eine Karte. Wenn wir dieser Karte folgen, können wir dem Monster sicher aus dem Weg gehen und schnell den Wald zur Doublet Grafschaft durchqueren.“
Ruger öffnete eine Karte, welche Louison bekannt vorkam, um ihn zu überreden. In der ursprünglichen Zeitlinie nutzten sie diese Karte, um in die benachbarte Grafschaft Doublet zu fliehen. Es war keine besonders angenehme Erinnerung.
Ruger hatte gesagt, Graf Doublet würde ihn beschützen und ihm einen angemessenen Empfang bereiten. Stattdessen wurde Louison wie ein Bettler behandelt. Der Graf hatte Louison im Salon festgehalten, ihm einige Fragen gestellt und dann hinausgeworfen. Daraufhin war Louison enttäuscht in das Herzogtum Anness zurückgekehrt.
Auf jeden Fall war die Karte zuverlässig. Auf seiner Reise durch den Wald war er von keiner Bestie heimgesucht worden. Ein einziger falscher Pfad hätte ihn in die Nähe von Carltons Soldatengarnison führen können.
„Gib mir die Karte.“
„Hier!“
Ruger dachte, Louison hätte seine Meinung geändert und überreichte ihm freudig die Karte.
ok so wie er sich benohmmen hatte bevor er zurück kam ist klar das sie nicht auf das achten was er sagt. und wieder über seinen kopf entscheidungen machen ohne in weiter richtig zu zuhören. ruger will noch immer mit im fliehen und zeigt im eine karte. er weis das die karte sehr genau ist. jetzt glaubt der eine weil er die karte haben will das er doch bereit für eine flucht ist. doch was hat luision woll vor.
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