„Haben Sie nicht vor einiger Zeit einen offiziellen Brief des Herzogtums ausgestellt? Wie Sie wissen, sind wir ein kleineres Anwesen. Selbst wenn wir hart arbeiten, können wir es uns nicht leisten, sowohl einen Krieg als auch die Heuschreckenplage zu bekämpfen.“
„Natürlich.“
„Also hat der Herr mich, seinen Sohn, gesandt, um uns zu ergeben. Wir haben uns entschlossen, zu kommen – ohne Vorwand – und uns dem Herzog dieses Landes respektvoll zu unterwerfen. Die ununterbrochene Reise zwischen unseren Besitztümern dauerte etwa drei Tage.“
Louison nickte. Carlton hatte vorher gesagt, dass die Reise so lange dauern würde.
„Drei Tage nach Ausstellung des offiziellen Dokuments sind wir abgereist. Jetzt, drei Tage später, sind wir hier.“
Häh? Louison bemerkte das Merkwürdige an seiner Aussage. Seit der Veröffentlichung des offiziellen Dokuments waren mehr als sechs Tage vergangen.
„Aber jetzt, wo ich hier bin, erzählen Sie mir, dass es schon länger her ist und dass die Heuschreckenplage schon lange vorbei ist? So ein Unsinn! Es sind erst sechs Tage vergangen! Verstehen Sie nicht, warum wir angesichts der Ungerechtigkeit der Situation so verblüfft und verärgert sind?“
„Ich persönlich verstehe nicht, was Sie sagen.“
„Was?“
„Sechs Tage? … Es ist viel länger her. Alle anderen Lords haben uns besucht und sich ergeben, und die Plage haben wir schon bekämpft.“
„D-das ist unmöglich! Wir sind ohne Pause hierhergekommen! Klar, wir sind unterwegs in dichten Nebel geraten, aber selbst wenn wir langsamer waren … wir haben kein einziges Mal angehalten! Stimmt’s?“
Bolton sah seine Männer zur Bestätigung an. Boltons Männer nickten ebenfalls. „Das stimmt, wir sind ohne Unterbrechung in Bewegung gewesen, während die Sonne noch am Himmel stand – und genau drei Nächte!“, riefen sie aufgeregt.
„Was denken Sie?“, fragte Louison Carlton nach seiner Meinung.
Carlton lachte: „Waren sie nicht einfach stur, als die anderen kapitulierten? Und als ein weiterer Krieg bevorstand, schickten sie endlich einen Botschafter. Jetzt, wo sie sich schämen, erfinden sie Unsinn.“
„Wir von Vinard haben eine stolze und ehrwürdige Geschichte als Adelshaus im Süden. Wir würden solche schmutzigen Tricks nicht anwenden. Ich sage es Ihnen jetzt: Es sind sechs Tage vergangen, seit der offizielle Brief herausgegeben wurde!“
„Das ist es nicht. Es sind mehr als zehn Tage vergangen.“ Louison musterte Bolton. Seine Augen sahen gut aus und er schien nichts Verdorbenes gegessen zu haben. Aber der Mann wirkte immer noch verwirrt.
Auch Bolton sah Louison misstrauisch an: „Mein Herzog, wenn Sie von diesen Kerlen auf unschöne Weise gezwungen wurden …“
Louison runzelte die Stirn. Wie ein Aristokrat, zuerst schmeicheln und dann sofort die Meinung ändern, wenn er sich im Nachteil wähnte. „Wollen Sie damit sagen, dass der Herzog von Anness unter Drohungen lügt?“, sagte Louison kalt.
„…Ach, nein…ich stelle die Integrität des Herzogs nicht in Frage. Wie könnte ich es wagen? Ich bin einfach nur verwirrt. Wenn das, was der Herzog sagt, wahr ist…was in aller Welt ist dann mit unserer Zeit passiert…?“, murmelte Bolton benommen. Er war sich so sicher, dass Carltons Männer logen, aber als Louison das bestätigte, hatte seine Verwirrung ihren Höhepunkt erreicht.
Weil Bolton und seine Männer nicht mehr in der richtigen Stimmung für weitere Gespräche zu sein schienen, verließ Louison das Zelt. „Sagt er die Wahrheit?“
„Natürlich lügt er. Der Erbe der Vinards ist ein guter Schauspieler.“ Carlton glaubte nicht an Bolton, aber Louison war anderer Meinung.
„Wenn sie schon lügen wollten, warum haben sie sich dann nicht etwas Plausibleres ausgedacht? Wie zum Beispiel, dass sie bei einem Straßenraub von Banditen angehalten wurden?“
„…Das mag zwar wahr sein, aber die Leute behaupten wirklich Unsinn.“
„Vielleicht wurden sie von einer bösen Fee verzaubert. Oder von einem Magier?“
„Wenn Magie die Ursache war, hätte es einige Spuren gegeben. Sie sahen zu normal aus, um besessen oder verhext zu sein.“
„Ist das so…“ Die Geschichte der Gesandten war viel zu unglaublich, um ihnen zu vertrauen, aber Louison war es unangenehm, diese Aussagen abzutun. Er war besonders nervös, weil dieser Vorfall innerhalb der Grenzen seines Herzogtums geschah.
„Du solltest einfach zum Schloss zurückkehren.“
„Was ist mit den Verhandlungen?“
„Wir können unter diesen Umständen nicht verhandeln – wir werden morgen weitermachen müssen.“
„Werden diese Leute dann wieder in Ordnung sein?“
„Sie werden zur Besinnung kommen, wenn wir sie einen Tag lang in Ruhe lassen.“ Carlton bellte seinen Männern ein paar Anweisungen zu und hob Louison auf sein Pferd.
Sogar seine Geste, Louison in den Sattel zu setzen, wirkte natürlich – Carltons Männer starrten ausdruckslos auf ihren verschwindenden Rücken: „Ich schätze, die Gerüchte der Diener des Schlosses waren wahr.“
Die Bediensteten des Schlosses hatten ihnen zugeraunt: „Ritter Carlton hegt eine unerwiderte Liebe für den Herzog.“ Natürlich konnten Carltons Männer nicht ahnen, das die Gerüchte von ihnen selbst stammten.
Ihr Hauptmann war normalerweise ziemlich direkt und sparte an freundlichen Worten. Ihre Zweifel verwandelten sich in Gewissheit.
Die beiden – die einzigen, die noch nicht begriffen hatten, welche vermeintliche Zuneigung zwischen ihnen herrschte – kehrten gemächlich zum Schloss zurück. Carlton ließ sein Pferd langsam traben und Louison konnte sich in aller Ruhe umsehen.
Die beiden waren allein auf der breiten Straße. Da es schon spät in der Nacht war, war alles ruhig. Jedes Mal, wenn Louison durch die Schwünge des Pferdes leicht aus dem Gleichgewicht geriet, berührte sein Körper Carltons Vorderseite. Bei jeder Berührung spürte er die Wärme des Körpers des anderen und das Pochen seines Herzens.
Louison wurde wieder einmal bewusst, dass er wirklich friedlich mit Carlton durch das untere Dorf ritt – das Leben ließ sich wirklich nur ein paar Schritte im Voraus vorhersagen. Die Jahre, die er in der Wahnvorstellung verbracht hatte, vom schwarzen Ritter verfolgt zu werden, schienen so weit weg.
„Wenn die Kapitulationsverhandlungen mit Vinard vorbei sind, ist dann auch Ihre Mission vorbei?“, fragte Louison.
„Ja. Schließlich ist die Familie Vinard die letzte.“
„Dann haben Sie keinen Grund mehr, hier zu verweilen. Werden Sie in die Hauptstadt zurückkehren?“
„…ich schätze, ich muss zurück.“ Carlton hatte ungeduldig darauf gewartet, zurückzukehren, aber am Ende zerrte etwas an seinem Herzen. „Was wirst du tun, mein Herzog?“
„Ich? Ich werde einfach hier sein. Ich muss meine Arbeit und mein Studium nachholen. Ich überlege, ob ich den Mantel eines richtigen Lords übernehmen soll, den ich zuvor weggeworfen habe.“
„Das ist eine gute Idee. Meiner Ansicht nach ist das eine gute Gelegenheit, deine Berater hinauszuwerfen und deine Autorität wiederherzustellen.“
„Na ja, man muss ja nicht so weit gehen, sie rauszuwerfen …“
„Wenn man so etwas macht, muss man konsequent sein.“
„Na gut.“ Louison fand, dass irgendetwas seltsam war, war aber überzeugt, dass eine so rücksichtslose und extreme Antwort ganz normal für Carlton war.
Wenn Carlton erst einmal geht …
Vor seiner Rückkehr hatte Carltons Auftauchen sein Leben völlig auf den Kopf gestellt.
Nach seinem Tod, kehrte er sofort mitten in den Krieg zurück. Seine Kapitulation war für beide wie ein Neuanfang – das Öffnen einer Tür. Vielleicht war Carltons Abreise deshalb wie der Vorhang, der nach dem Ende einer Vorstellung auf der Bühne fällt.
In der Dunkelheit strich ihnen ein kalter Wind über den Rücken. Es fühlte sich an, als käme der Wind aus ihrem Herzen.
„Was die Gesandten von Vinard durchgemacht haben, beunruhigt mich immer noch. Beobachten Sie in den nächsten Tagen Ihre Umgebung und bereiten Sie sich gründlich vor, bevor Sie aufbrechen“, riet Louison ernst.
Carlton blickte auf Louisons Kopf. Wenn er das Herzogtum verlassen würde, hätte er keinen Grund mehr, den Herzog auf diese Weise zu Pferd mitzunehmen. Bevor sein Gehirn seine Gedanken richtig sortieren konnte, entkamen ihm die Worte: „…Dann werden wir uns nie wiedersehen?“
Was rede ich da? Ich klinge erbärmlich.
Ungewöhnlich gesprächig fuhr Carlton fort: „Es sieht nicht so aus, als ob mein Herzog vorhätte, die Hauptstadt in nächster Zeit zu besuchen. Und für mich gibt es keinen Grund, in den Süden zu kommen …“
„Nun, es ist die Aufgabe eines der großen Lords, die Krönungen vorzubereiten, also werde ich bald in die Hauptstadt gehen. Vielleicht sehen wir uns dann.“
„Die Krönung… Sie ist noch weit entfernt.“
Vielleicht war der Söldner viel zu lange von der Seite des Prinzen getrennt gewesen – vielleicht war diese Nacht einfach zu still und zeitlos – die Krönung schien so fern.
„Dann wird vieles anders sein als heute“, murmelte Carlton.
„Ich denke schon. Warum? Haben Sie jetzt Bedenken, weil Sie gehen?“, fragte Louison mit verschmitztem Unterton.
„Natürlich nicht. Niemals. Ich will so schnell wie möglich zurück in die Hauptstadt. Meine Füße marschieren schon auf und ab.“ Allerdings klang er nicht so aufgeregt, wie er tat. Er selbst wusste nicht, warum er sich so fühlte. In diesem Moment war er mehr besorgt darüber, wie Louisons leises Lachen durch den Körperkontakt auf ihn überging.
Sobald Louison ins Schloss zurückgekehrt war, erzählte er dem General, was Carlton und er von Vinards Delegation gehört hatten. Weder der General noch die anderen Gefolgsleute konnten jedoch leicht erraten, was mit den Gesandten geschehen war. Soweit sie wussten, bestand im Herzogtum oder den umliegenden Gebieten keine unmittelbare Gefahr.
Am nächsten Tag machte sich Louison auf den Weg zum Dorfplatz des Unterdorfes.
„Mein Herr, sind Sie es nicht leid, immer das Gleiche zu essen?“
„Es ist immer köstlich.“
„Ich habe darüber nachgedacht – Sie sehen immer so aus, als ob Ihnen das Essen schmeckt.“
Die Bürger näherten sich ihrem Herrn ganz entspannt, vielleicht weil Carltons auffällige Abwesenheit ihnen mehr Mut gab. Zwei Ritter hielten noch Wache an Louisons Seiten, aber ihre Präsenz war im Vergleich zu dem Söldner schwach.
Carlton folgte Louison dieses mal nicht, da er die Verhandlungen mit Vinards Gesandten noch nicht abgeschlossen hatte. Glücklicherweise bestand jedoch keine große Gefahr, da die öffentliche Meinung Louison so positiv beurteilte.
Einer der Bürger trat vor: „Ich habe Brot mit den 'alten vergrabenen Hexen' gebacken. Ich finde, es ist ganz gut gelungen, also habe ich etwas mitgebracht, damit Sie es probieren können.“
„Woher wussten Sie, dass Brot aus dieser Wurzel schmecken würde? Ich habe ihnen nicht einmal davon erzählt, das man daraus Brot herstellen kann!“ Louison war froh, dass die neue Ernte von den Menschen in seinem Herzogtum anscheinend angenommen wurde.
also die geschichte vom boten ist verwirrend. was könnte da wirklich geschehen sein oder spielt da wer mit magie aber wieso und weshalb zu welcher absicht. beim zurück reiten freut er sich das alles zu ende ist und doch will er auch nicht so weg was für ein dilema und nebenbei werden die gerüchte gefesstigt so wie carlton in behandelt. als er durch dorf gehen und die leute zu im kommen haben welche sich selber zum essen gedanken gemacht und was ausprobiert ohne das luis darauf aufmerksam machen musste das freut in.
AntwortenLöschen