Ich kann hier nichts mehr tun.
Louison verschränkte die Arme und beobachtete die hitzige Unterhaltung seiner Berater. Obwohl er versucht hatte, den Gesprächen aufrichtig zu folgen, begannen ihm die Auseinandersetzungen Kopfschmerzen zu bereiten.
Ich bin sicher, der General wird die Bemühungen gut leiten.
Louison beschloss, die Angelegenheit jemandem zu überlassen, der über weitaus mehr Führungs- und Verwaltungsfähigkeiten verfügte als er selbst. Der Herzog seinerseits beschloss, diesen Vorfall und weitere Ereignisse zu nutzen, um langsam seine herrschaftlichen Pflichten kennenzulernen.
Der junge Herzog sah zum General, der nickte, als sich ihre Blicke trafen. Der Kontakt war klein und unbedeutend, aber in dem wohlwollenden Blick und der höflichen Anerkennung war ein deutlicher Stolz auf sein Mündel zu spüren. Er sah aus, als hätte er eine Offenbarung gehabt, in der er gesehen hatte, dass Louison während der Zeit in der Hauptstadt endlich erwachsen geworden war. Es wurde kein einziges Wort des Lobes gesagt, aber Louison erkannte das unausgesprochene Kompliment.
Der General würdigte Louisons Bemühungen und seinen Versuch, ein besserer Herr zu werden. Zum ersten Mal empfand Louison Erleichterung, als er seinen bedrängten engsten Berater ansah.
Das ist gut.
Louison verließ beschwingt den Konferenzraum. Dann eilte ihm jemand hinterher.
„Mein Herr.“ Es war der Kommandant. Die faltigen Augen des alten Ritters waren feucht und rot. Entschlossen kniete er vor seinem jungen Herrn nieder. Louison versuchte verlegen, ihn davon abzuhalten, aber der Kommandant gab ihm nicht einmal die Chance, seinem Eifer zu widerstehen.
„Es tut mir leid, mein Herzog.“
„Was? Wieso?“, fragte Louison überfordert. Warum ist er auf den Knien?
„Ich hätte Euch folgen und Euch beschützen sollen, mein Herr. Nachdem ich gesehen habe, was Euch angetan wurde, erkenne ich jetzt, dass ich falsch lag. Meine Sturheit – mein Stolz – hat meinen Herrn in Gefahr gebracht …“, der alte Ritter senkte schuldbewusst den Kopf, „Ihr seid verletzt worden … Wirklich, Euch hätte sehr viel schlimmeres widerfahren können. Ich habe weder das Recht noch die Ehre, meinem Herrn oder seinem Vorgänger gegenüberzutreten.“
Der Kommandant der Ritter schien wirklich schuldbewusst zu sein. Wären Louisons Ritter ihm gefolgt, wären er und sein Adjutant vielleicht nicht im Dorf zurückgelassen worden.
Er war sich durchaus bewusst, dass Louison nicht gut reiten konnte und kaum oder gar keine Kenntnisse in der Kriegsverteidigung hatte. Er wusste, dass sein Herr mit diesen erfahrenen Söldnern nicht habe mithalten können. Nachdem er all dies erkannt und immer noch nichts unternommen hatte, ärgerte sich der Kommandant über seine eigene Selbstgefälligkeit.
Was wäre gewesen, wenn Carlton Louison nicht gefunden hätte?
Was wäre, wenn sein Herr weiterhin von der randalierenden Menge geschlagen worden wäre?
Allein die Vorstellung dieser Möglichkeiten war schwindelerregend und erschreckend.
„Bestrafen Sie diesen unwürdigen Diener, mein Herr. Man darf mir nicht verzeihen, dass ich meine Gefühle über meine Pflicht als Ritter gestellt habe.“
„Was meinen Sie mit 'bestrafen'? Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.“
„Nein, Sie dürfen dieses Vergehen nicht durchgehen lassen. Ich bin ein Elender, der es nicht verdient, der Ritter meines Herrn zu sein.“
Louison fühlte sich hilflos, als er den leidenschaftlichen Selbstvorwürfen des Kommandanten lauschte. „Nein, warum in diesem Ausmaß…“
Er hockte sich vor den Mann und überlegte, was er tun sollte. Diese Szene war ihm peinlich. „Ich hätte abgelehnt, wenn Sie darauf bestanden hätten, mir zu folgen.“
„Trotzdem hätte ich es nicht kampflos hinnehmen sollen. Nicht, wenn es um die Sicherheit meines Herrn geht …“
„Was soll man machen? Sie alle mögen mich nicht … und das aus gutem Grund. Ich weiß nichts von den Dingen, die direkt vor meiner Nase passieren.“
„Es ist nicht die Schuld meines Herrn! Die Gefolgsleute hätten die Situation genauer beobachten und Ihnen helfen sollen.“
Louison schüttelte den Kopf: „Nein. Da ich den Vorschlag unterschrieben habe, liegt die Schuld bei mir. Es tut mir leid.“
„Nein, mein Herr. Obwohl das Land eine Zeit lang in Aufruhr war, passieren solche Ereignisse im Leben. Glauben Sie, dass es während der Herrschaft des verstorbenen Herzogs nie solche Krisen gegeben hat?“ Der Kommandant begann, Louison zu trösten, und das Gespräch schien zwischen den beiden hin und her zu schwanken, während sie versuchten, sich gegenseitig Trost zu zu sprechen. So anstrengend die Situation auch gewesen war, Louison wusste, wie präsent er in den Gedanken seines Ritters war – ein Lichtblick in dieser Katastrophe.
„Das sind weise Worte. Ja, Menschen machen im Laufe ihres Lebens Fehler.“
„Aber….“
„Denken Sie, ich wüsste nicht, wie tief Ihre Loyalität ist? Sie haben mir einen magischen Gegenstand gegeben, der Ihnen so viel bedeutet wie Ihr eigenes Leben.“ Louison zeigte das Armband, das ihm der Kommandant gegeben hatte – dasselbe Armband, welches ihn vor hinterhältigen Angriffen der Menge geschützt hatte. Vorsichtig nahm er das Armband ab und legte es dem Kommandanten in die Hände.
„Dank Ihrer Fürsorge konnte ich sicher zum Schloss zurückkehren. Danke, dass Sie mir etwas so Wertvolles geliehen haben“, sagte Louison.
„Mein Herr….“
„Es tut mir leid, dass ich nicht ein wenig mehr Rücksicht auf Ihre Gefühle genommen habe.“
Der Kommandant war mehr als jeder andere seinen Prinzipien und moralischen Tugenden treu geblieben. Dieser aufrechte, aber sture Mann hatte das Herzogtum sogar dann noch beschützt gehabt, als seine Herren ihn im Stich gelassen hatten, der eine durch den Tod, der andere durch Nachlässigkeit. Eine solche unerschütterliche Loyalität, die auch im Angesicht des Todes nicht nachließ, verdiente Respekt.
Louison war der Meinung, dass er die Entschuldigung des Mannes nicht verdient hatte, da dieser in der vorherigen Zeitlinie einen elendigen Tod gestorben war.
Wer würde es wagen, wen zu bestrafen?, dachte Louison, Ich rannte weg und er war geblieben.
„Sie haben immer ihre Pflicht getan. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte.“ Louison wusste, dass er seine tiefe Schuld nicht ausdrücken konnte, egal, wie oft er sich entschuldigte.
Obwohl niemand sonst auf diese lange verlorene Erinnerung zugreifen konnte, konnte Louison es sich nicht verzeihen, mit der Trauer um den Tod seines treu ergebenen Kommandanten aufzuhören.
Louison nahm schweigend die Hände des Kommandanten in seine: „Danke. Für alles.“
„Mein Herr….“
Der Kommandant hingegen war von Louisons Berührung überrascht. Diese Hände waren einst klein und weich gewesen, wie sprießende Blätter, die im frühen Frühling blühen. Jetzt jedoch waren diese Hände größer und kräftiger geworden.
Ein Ritter, der Bestrafung sucht. Ein Herr, der stattdessen das Bedürfnis verspürt, sich zu entschuldigen – wann war er so verlässlich geworden?
Tränen flossen aus den Augenwinkeln des Ritters und durchnässten die tiefen Falten in seinem Gesicht. Jeder große Tropfen war so schwer wie die Jahre, die er gelebt hatte.
„Ich werde meinen Herrn nie wieder unterschätzen. Ich werde Ihren Befehlen vertrauen und sie gewissenhaft befolgen“, schwor der Kommandant der Ritter.
Das ist es aber nicht. Warum sollte er mir vertrauen? Was gibt es da zu vertrauen?
Louison stellte seine Weisheit in Frage, aber er war nicht so unhöflich, dass er die gute Absicht des älteren Mannes zurückwies. Stattdessen tröstete Louison den alten Ritter auf würdevolle und elegante Weise und schickte ihn zurück in den Konferenzraum, um seine Pflichten zu erfüllen.
Ich bin dankbar, … aber sie sollten mir nicht zu sehr vertrauen … Ich bringe sie nur in Schwierigkeiten …
Dank seines Wissens über die Zukunft hatte Louison eine Weile lang intelligent gewirkt, aber ursprünglich war Louison jemand, der es nicht mochte, seinen Verstand zu benutzen und unaufmerksam war. Sein unzuverlässiges Ich kannte er am besten.
Er würde diese Missverständnisse irgendwann aufklären müssen. Louison seufzte und beschleunigte seine Schritte.
Auf dem Anwesen des Herzogs gab es mehrere Gefängnisse. Louison hatte Carltons Männer im Voraus gefragt, wo die Dorfbewohner eingesperrt worden waren – in den Kellerverliesen. Es war ein Gefängnis für die Verbrecher mit klaren Anklagen. Ein Ort, um sie vor dem Prozess von den anderen zu isolieren.
Im Allgemeinen wurden die in Aufstände verwickelten Personen aus dem Gebiet verbannt. In manchen Fällen konnten Geldstrafen oder Zwangsarbeit eine härtere Strafe ersetzen, je nach Ermessen des Lords.
Doch Schaden für den Lord oder die Familie Anness wurde oft mit dem Tod bestraft. Für diejenigen, die unter dem Schutz und der Gnade ihres edlen Herrschers lebten, war jede körperliche Vergeltung ein schwerer Verrat, der die Stabilität des Systems bedrohte. Keine Adelsfamilie würde ein solches Verbrechen jemals durchgehen lassen.
Bei den im Laufe des Tages festgenommenen Personen handelte es sich kaum um diejenigen, die Louison direkt verletzt hatten.
Ihr Schicksal hing jedoch von der Entscheidung des Lords ab. Ob er sie als diejenigen betrachtete, die von der Wut erfasst worden waren oder als diejenigen, die an der vorsätzlichen Schädigung der Herrscherfamilie beteiligt gewesen waren. Der Herzog von Anness hatte das Recht, Verbrechen zu verurteilen, die in seinem Herzogtum begangen wurden.
Carlton hatte derzeit das Recht, einen Prozess zu führen, doch ihr Schicksal hing noch immer von Louisons Willen ab – Carlton hatte Louison die Erlaubnis gegeben, zu tun, was er wollte.
Obwohl die Dorfbewohner das Schloss des Herzogs gerne einmal betreten hätten, wurde diese Gelegenheit durch die Einsperrung im Verlies getrübt. Im Gefängnis herrschte eine deutlich angespannte Atmosphäre. Als Louison das Verlies betrat, wurden dem Herzog viele Bitten zugeworfen, da dieser die Schlüssel zu ihrem Leben oder Tod in seinen Händen hielt.
„Es tut mir leid, mein Herr!“
„Ich würde Euch niemals angreifen, mein Herzog, das schwöre ich!“
Jeder Schrei hallte von den Steinmauern wider und erzeugte ein wirres Durcheinander der Stimmen. Zwischen den panischen Schreien war eine vertraute Stimme zu hören.
„Mein Herr! Mein Herr! Ich bin es! Ich bin hier!“
„…Ruger?“
Ruger war in eine Zelle gesperrt worden, die er mit fünf oder sechs anderen Dorfbewohnern teilte.
„Warum bist du da?“, fragte Louison überrascht. Er ging direkt auf die Zelle zu.
Ruger presste seinen Körper gegen die Eisenstangen und rief verzweifelt nach seinem Herrn: „Mein Herr. Oh, mein Herr. Du bist endlich gekommen, um mich zu retten, nicht wahr?“
„Ich wusste nicht einmal, dass du hier bist? Warum bist du überhaupt hier?“
„Ich wurde früher am Tag gefangen genommen, nachdem Carlton meinen Herrn mitgenommen hatte. Ich versuchte, euch zu folgen, aber ich geriet in den Aufruhr dieser Bauern.“
Kein Wunder, dass Louison seinen Adjutanten nicht finden konnte. Ehrlich gesagt hatte Ruger geerntet, was er gesät hatte, aber die Erfahrung musste ziemlich traumatisch gewesen sein. Seine Augen waren feucht von Tränen und Rugers körperlicher Zustand schien ziemlich schlecht.
„Komm erst mal hier raus.“ Louison bedeutete dem Wärter, die Tür zu öffnen. Ruger humpelte steif aus der Zelle. Er konnte seinen Rücken nicht richtig aufrichten und seine Gelenke knarrten wie ein rostiges Scharnier.
ob er wirklich diese missverständnise jemal aufklären kann. schau mal an wen luis im gefängnis gefunden hat. ob ruoger wenigstens was daraus gelernt hat wäre schön zu wissen. aber er holt in raus. was wird eer den mit den dorfbewohnern noch machen. wieder eine frage . und ich werde warten auf das was noch kommt. wieder super geschrieben.danke
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