„Mein Herzog!“
„Hey, schnappt euch den Kerl! Warum ist er so stark?!“
Hinter sich hörte Louison Rugers verzweifelten Schrei und den Lärm des Kampfes. Doch Louison lag hilflos auf den Pferderücken. Der Waldweg war unbefestigt. Jedes Mal, wenn die mächtigen Hufe des Pferdes auf den Boden trafen, stieg Staub auf und Kieselsteine prallten gegen Louisons Kopf.
Louison hielt sich mit aller Kraft fest. Er drohte bei jedem Stoß herunterzufallen. Wenn er bei dieser furchterregenden Geschwindigkeit vom Pferd fiele, würde er sich mit Sicherheit schwere Verletzungen zuziehen. Es gab nichts woran er sich festhalten konnte, und auch nichts was ihn richtig festhielt, also klammerte er sich einfach mit seinem ganzen Körper an das Pferd.
Als das Pferd sprang, um Baumwurzeln auszuweichen, flog auch Louisons Körper nach oben. Irgendwie gelang es ihm sich festzuklammern, doch der harte Sattel traf Louison bei jedem Sprung in den Bauch.
„Hnnk! Urk! Ahh!“
Ein fester Pferdehintern drückte gegen Louisons Wange und der Schweif des Pferdes schlug gegen seinen Körper. Blut begann ihm in den Kopf zu steigen und schwarze Flecken traten in sein Blickfeld.
In dem Moment, als er dachte: Vielleicht ist es besser zu sterben…, blieb das Pferd stehen. Louison konnte sich nicht mehr festhalten und fiel zu Boden. Ein lautes Geräusch ertönte durch seinen Aufprall.
Louison spürte einen schwindelerregenden Schmerz in seinem Steißbein, senkte den Kopf zu Boden und begann zu würgen. Sein Körper fühlte sich immer noch an, als würde er auf dem galoppierenden Pferd hin und her geworfen. Tränen bildeten sich automatisch in den Augenwinkeln.
„Hurk. Hnngh“, während Louison würgte, hörte er Gelächter.
„Hahahahaha.“
„Ihr lacht? Bin ich gerade komisch?“
„Was für eine komische Kreatur hast du da im Wald aufgesammelt? Warst du auf der Jagd? Wirst du es heute Abend essen?“
„Das Ding ist so dürr! Ich wette, das schmeckt nicht!“
Die Leute waren unglaublich unhöflich und hatten keinerlei Manieren.
Wurde ich von Banditen verschleppt?
Louison fasste sich an seinen schwindligen Kopf und hob den Blick. Vor dem Hintergrund eines provisorischen Lagers sah er zahlreiche Männer. Alle trugen Rüstungen und hielten Waffen in der Hand. Sie waren zu gut gekleidet, um Söldner zu sein, aber zu sorglos, um richtige Ritter oder Soldaten zu sein.
Ein Banner mit einem Löwen flatterte heftig über ihren Köpfen. Der blaue Löwe... ein Symbol der königlichen Familie und auch das Symbol des Königs. Dieses Banner konnte nur in Anwesenheit des Königs oder seines Boten wehen. Der Löwe war gleichbedeutend mit dem Willen des Königs.. … Doch statt des Königs symbolisierte er nun den ersten Prinzen.
Die Identität derjenigen, die dieses Banner hissten, wurde jedenfalls schnell klar.
Carltons Armee……
Ist dieser Mann Carlton…?
Über seine zweideutigen Ursprünge wurde viel spekuliert. Die meisten glaubten, er sei der Sohn eines Söldnerkönigs und nicht der illegitime Sohn eines Adligen. Später stellte sich heraus, dass er zu einem tausendköpfigen Stamm im Nordwesten gehörte, der Pferde züchtete.
Carlton war als Kind von zu Hause weggelaufen und hatte als Söldner die von Monstern bevölkerten nördlichen Länder durchstreift – bevor er die Aufmerksamkeit des ersten Prinzen auf sich gezogen hatte und sein Gefolgsmann geworden war. So war er zu einem der bemerkenswertesten Talente im Bürgerkrieg geworden und hatte viele berühmte edle Ritter besiegt.
Sein charakteristisches raues Temperament und seine trotzige Haltung beleidigten jedoch die Aristokratie. Als Prinz Ellion schließlich den Thron bestiegen hatte, war Carlton daher der erste gewesen, der in der neuen Machtstruktur eliminiert worden war.
Eine Beleidigung des Adels? Eine typische Ausrede, um nach der Kaninchenjagd den Hund zu töten. Eine offizielle Bekanntmachung seiner Hinrichtung wurde in der Öffentlichkeit verbreitet, … aber viele spekulierten, dass Carlton kurz vor der Hinrichtung entkommen war. Vielleicht hatte er sich in irgendeine Berghöhle zurückgezogen und war ein Bandit geworden, oder er war in einem Tempel zu irgendeiner Religion übergetreten.
Jedenfalls war er während des Bürgerkriegs einer der engsten Vertrauten des ersten Prinzen gewesen.
„……Sie kennen mich?“, fragte Louison mit zitternder Stimme.
„Ich habe den anderen Kerl dich Herzog nennen hören.“
Carlton meinte Ruger. In diesem Moment kehrten die anderen Soldaten, die mit Carlton auf der Jagd gewesen waren, zurück und trugen Ruger über ihren Schultern. Er schien nicht verletzt zu sein..
„I-ich verstehe.“
Was konnte er nach dieser Aussage tun? Louison war frustriert. Carltons Worte erregten die Aufmerksamkeit der restlichen Soldaten.
„Wirklich? Ein Adliger? Ist ein Adliger nicht sauberer als das da?“
Louison sah unglaublich heruntergekommen aus. Er war mit Schlamm und Goblinblut bedeckt und sein Haar und seine Kleider waren nach dem Ritt auf dem Pferdehintern zu einem verfilzten Durcheinander geworden.
Erst da wurde sich Louison seines Aussehens bewusst und er versuchte, etwas Würde zurückzugewinnen, wenn auch ein wenig spät.
Er stand auf wackeligen Beinen und klopfte sich den losen Schmutz von der Hose. Dann richtete er sich mit aller Kraft auf, schüttelte sein Haar und begann, seine Kleidung zu ordnen. Nichts war besonders ordentlich, aber die natürliche aristokratische Eleganz, die in seinem Körper kultiviert war, zeigte sich in seinen Bewegungen. Die Jahre als Flüchtling waren hart gewesen, aber sein Leben als Adliger konnte er nicht verleugnen.
Sobald er seine Angst beiseite geschoben hatte, strahlte seine zarte und kultivierte Schönheit wie ein Erbstück. Seine Wangen leuchteten weiß im Mondlicht, und Goldflecken funkelten in seinem Haar..
Als er seine elegante Haltung wiedererlangt hatte, wurde sein bettlerhaftes Aussehen bedeutungslos. Vielmehr begann er wie ein edler junger Mann mit einer dunklen Vorgeschichte auszusehen, wie eine Hauptfigur aus der Geschichte eines Minnesängers. Die Soldaten begannen „Ooh“ zu rufen und untereinander zu murmeln.
„Ich werde mich noch einmal richtig vorstellen. Ich bin Louison Anness, Herzog von Anness.“
Louison hob den Kopf und sah Carlton fest an. Er konnte nicht erraten, was für ein Ausdruck sich hinter dem pechschwarzen Helm verbergen könnte. Nur wilde und eiskalte Augen blickten ihn an.
Zeig nicht, wie niedergeschlagen du bist. Du bist kein Flüchtling, kein Bettler und auch nicht der größte Narr des Königreichs. Im Moment bist du der große Lord Louison Anness, ein Herzog.
Louison wiederholte diese Worte innerlich, um sich Mut zu machen.
Das hatte ihm der Heilige geraten. Was nützte es, Angst zu haben? Sein Gegner war ein Mensch, kein Gott. Und als Mensch war er immer noch eine Existenz, die den Disziplinen und dem Status unterworfen war, die die Gesellschaft ihm auferlegt hatte.
Louison war der Herr über den Süden, er sollte nirgendwo schikaniert werden.
Der Herzog von Anness? Der Besitzer dieses Schlosses? Die Soldaten waren erneut aufgeregt. Carlton war der Einzige, der gelassen blieb. Dann ließ er ein bellendes Lachen ertönen.
„Sie sind der Herzog von Anness? Ich war mir nicht sicher, aber ich konnte nicht glauben, dass diese 'edle Dame' nachts durch den Wald irrt, wie ein Flüchtling vor Schuldnern.“
Carltons Feindseligkeit war offensichtlich. Sein Ton war offen sarkastisch und seine Augen drückten unverhohlene Verachtung aus. Obwohl die gesellschaftlichen Normen Respekt für Louisons Rang verlangten, verbarg er seine Verachtung nicht.
Ah … so gruselig. Ich habe Todesangst.
Louison konterte schnell, weil er Angst hatte, Carlton könnte ihm mit seinen bärenartigen Händen einen Schlag versetzen.
„Im Schutz der Dunkelheit fliehen? Auf gar keinen Fall.“
„Was könnte es dann sein … Ah! Mondlicht … eine verlassene Gegend … zwei Männer zusammen?“
Carlton machte eine unangemessene Geste in Richtung Louison. Als Carlton in Gelächter ausbrach, folgten ihm seine Soldaten.
„Ihr Bastarde! Was ist das für eine Respektlosigkeit! Wie könnt ihr es wagen, den Herzog zu beleidigen!“
Bei Rugers Ausbruch wurden Carltons Augen noch gefährlicher.
Ach… bitte, sei ruhig, dachte Louison.
Louison warf Ruger einen grimmigen Blick zu. Carlton lachte nicht weil er die Situation komisch fand. Er wollte Louison demütigen. Konnte er nicht sehen, dass Carltons Augen nicht lachten?
Außerdem war Louison an Beleidigungen gewöhnt. Vor seiner Wiederkehr war er dafür bekannt gewesen, dass er aufbrausend war, aber der jetzige Louison war anders. Er war noch schlimmeren Bemerkungen ausgesetzt gewesen und war mehr als hier ausgelacht worden. Warum sollte er sich um bloße Worte scheren, wenn sie nicht von körperlichen Schmerzen begleitet wurden?
„Das stimmt auch nicht. Ich bin hergekommen, um sie zu treffen“, sagte Louison.
„Mich?“
„Ich hatte nicht erwartet, sie so im Wald zu treffen. Aber auf jeden Fall scheine ich am richtigen Ziel angekommen zu sein.“
Carlton sah zweifelnd aus. Er schien zu glauben, dass Louison Ausreden suchte, nachdem er mitten auf der Flucht erwischt worden war.
Es ist okay … Es ist alles in Ordnung …
Louison tröstete sich und holte das weiße Banner hervor, das er heimlich mitgebracht hatte. Das Banner war mit goldenem Weizen bestickt, dem Symbol des Herzogtums Anness. Er sank vor Carlton auf die Knie und hob das Banner über seinem Kopf.
Es erinnerte an den Treueeid gegenüber einem König.
Obwohl es ein Skandal gewesen wäre, vor einem einfachen Gefolgsmann niederzuknien … Für Louison war Carlton mehr als nur der Stellvertreter des unehelichen Prinzen. Seine Zukunft und sein Besitz standen auf dem Spiel. Als Louison niederkniete, verstummte alles Geschwätz. In der Stille war nur das Zirpen der Heuschrecken zu hören.
„Ich, Louison Anness, Sohn von Robert und Tina Anness und Herzog der goldenen Hügel, knie vor dem blauen Löwen und Stellvertreter des Prinzen und flehe um Gnade.“
Diesmal verstummten sogar die Heuschrecken schockiert. Jeder einzelne Soldat im Lager starrte Louison und Carlton erstaunt an. Ein kalter Wind wehte um sie herum und Carltons Pferd schnaubte leise.
es war also doch carlton der in erwischt hat. das wäre sicher ein anblick gewesen um zu sehen wie sich luis sich festhält. die soldaten im lager machen auch noch witze. aber jetzt sind sie alle verstummt als sich luis sich niederkniehte und das auf sagte. bisher alles super kann es kaum erwarten das es weiter geht.
AntwortenLöschenLouison lässt sich den ganzen Hohn und Spott über sich ergehen und ignoriert ihn.
AntwortenLöschenIch finde es erstaunlich was für einen Willen Louison hat seine Sachen durchzuziehen ihm aber teilweise das Können und das Wissen fehlt.
Aber ich glaube Louison hat Carlton mit dieser Rede am Ende komplett sprachlos gemacht.
Übrigens ich mag Carltons Söldnertruppe, die wirken sehr sympatisch.