Kapitel 66


Teil 7: Ich habe das Gefühl, als würde mich jemand im Dunkeln beobachten



Die Nacht nach ihrem Sieg über den Tausendfüßler: Louison und Carlton saßen sich im dunklen Raum gegenüber und diskutierten über die Ereignisse des Tages.

Angesichts der Umstände waren sie davon überzeugt, dass der Riesentausendfüßler, der die Frauen entführt hatte, auf Befehl von jemandem gehandelt hatte – von jemandem, der die Macht hatte, Monster zu kontrollieren. Allein aus dieser Tatsache war klar, dass diese mysteriöse Person mit Ruger unter einer Decke steckte. Das Endziel von ihm und seiner Bande war nicht Louisons Entführung gewesen – sie hatten andere Pläne und Louisons Entführung war einfach einer davon.

Sie hatten jedoch zu wenig Informationen. Ihre Gegner waren so unberechenbar, dass sie weder deren Identität noch Motive erahnen konnten. Nur eines war sicher: Diese Gruppe schmiedete finstere Pläne, verborgen vor den Augen der Menschen, die dachten, der Frieden sei nach dem Bürgerkrieg wiederhergestellt worden.

Auf jeden Fall müssen wir hier schnell weg.“

Da Carltons Männer in Confosse gefangen genommen und ins Herzogtum gebracht worden waren, musste Ruger nun großes Interesse an Confosse haben. Wenn sie hier länger verweilen würden, könnten sie von der gemeinsamen Macht derjenigen, die den Tausendfüßler kontrollierten, und von Ruger entdeckt werden.

Aufgrund dieser Gedanken verließen sie das Dorf noch vor Sonnenaufgang. Sie waren sich nicht bewusst, dass sie bei den Dorfbewohnern und dem Wachhauptmann einen so bleibenden Eindruck hinterlassen hatten.

Die Dorfbewohner vergaßen diese Wohltat lange nicht und verbreiteten Geschichten über den frommen Pilger und seinen Söldner, die offensichtlich von Gott gesandt worden waren.

Seitdem waren die beiden ständig unterwegs. Dank Zephys und der Vorräte, die sie in Confosse gekauft hatten, war es in vielerlei Hinsicht eine einfache Reise. In der Ferne begannen sie die undeutlichen Umrisse einer Stadt zu erkennen.

Die Hafenstadt: Mittil.

In diesem Königreich entspringt ein großer Fluss im Westen und teilt das Land. Um vom Süden in die anderen Teile des Reiches zu gelangen, muss man diesen Fluss überqueren, und so entstanden entlang des Flussbetts zahlreiche große und kleine Hafenstädte.

Mittil war die wohlhabendste Hafenstadt unter ihnen. Sie hatte den Vorteil, dass sie einen einfachen Zugangspunkt für die Reise nach Osten über den Fluss bot.

Louison kannte diese Stadt gut, da er in der Vergangenheit auf seinem Weg in die Hauptstadt oft durch diese Gegend gereist war. Als Adliger genoss er damals viele Annehmlichkeiten in diesem Hafen.

Den stärksten Eindruck hatte die Stadt jedoch hinterlassen, nachdem der junge Herzog in der vorherigen Zeitlinie im Mondschein geflohen war.

Als er in der Nacht aus dem Herzogtum geflohen war und blindlings Richtung Norden gegangen war, war Louison nach Mittil gekommen, um den Fluss zu überqueren. Dort hatte es keine Torkontrollen gegeben, so dass er problemlos in die Stadt gelangen konnte. Das Problem war jedoch das Schiff gewesen. Da er damals noch nicht gewusst hatte, dass man eine Fahrkarte kaufen musste, um ein Schiff zu besteigen, war er erwischt und sofort von dem Schiff geworfen worden.

Jetzt, wo ich daran erinnert werde, ist es mir peinlich. Louisons Gesicht wurde heiß bei dieser alten Erinnerung und er wedelte wild mit den Händen.

Bist du erschöpft? Die Sonne scheint recht stark“, meinte Carlton und hob seine Hand über den Kopf des jungen Herzogs, um ihn vor den Sonnenstrahlen zu schützen. Der Schatten, den seine große Hand warf, war beträchtlich.

Damals war jemand auf den naiven Louison zugegangen. Der Mann hatte ihm angeboten, eine Fahrkarte zu kaufen, und Louison hatte ihm das Geld gegeben gehabt. Doch der Mann war dann spurlos verschwunden gewesen. Er hatte sich damals so ungerecht behandelt gefühlt, was rückblickend zeigte, wie naiv der junge Herzog gewesen war.

Trotzdem hatte ich Glück.

Während er verzweifelt am Straßenrand geweint hatte, war eine Handelskarawane auf ihn zugekommen und hatte sich nach seiner Lage erkundigt. Der Händler hatte daraufhin Mitleid mit dem betrogenen Louison und hatte ihm eine Fahrkarte gekauft. Es war nur ein dritter Klasse-Sitz auf einem einfachen Schiff gewesen, aber immerhin hattte der junge Herzog den Fluss überqueren können.

Wenn ich es mir recht überlege, gibt es so viele gute Menschen auf dieser Welt. Wie den Heiligen und die im Herzogtum. Geht es den Leuten daheim im Schloss und im Herzogtum gut…?

Louison sah in die Ferne. Obwohl er das Schloss nicht sehen konnte, wurde er von einem unerklärlichen Gefühl der Sorge erfasst. In letzter Zeit machte er sich zunehmend Gedanken um die Menschen dort. Ruger könnte mit seinen finsteren Kräften die Bewohner des Herzogtums quälen.

Ich werde schnell in die Hauptstadt gehen und die Wahrheit enthüllen.

Er würde sein Volk aus Rugers Klauen befreien. Nachdem er in der Hauptstadt Fuß gefasst hätte, würde er sicher in sein Schloss zurückkehren und als richtiger Herzog dienen. Er hoffte nur, dass die Leute im Schloss des Herzogs bis dahin standhaft bleiben würden. Louison stählte sein Herz.

Louison und Carlton konnten Mittil mit erhobenem Haupt betreten, dank des Pilgerpasses und Carltons Söldnerplakette.

Da sie sich als Pilger ausgaben, gingen sie zur Kirche und sprachen dort ein Gebet – rein formhalber – und verließen sie rasch, ohne dem Priester zu begegnen. Anschließend machten sie sich auf den Weg zur Söldnergilde.

In Mittils Gilde gab es immer Söldner, die auf der Suche nach sicheren und gut bezahlten Aufträgen waren.

Als Louison die Söldnergilde betrat, waren die Augen aller Söldner auf den jungen Herzog gerichtet.

Obwohl er von Kopf bis Fuß in seine Robe gehüllt war, war die Art, wie er die Tür öffnete, so aristokratisch. Der Pilgerpass an seiner Hüfte glänzte hell.

Er ist also ein Pilger aus einer Adelsfamilie? Will er vielleicht eine Eskorte anfordern?“

Es gibt nichts Einfacheres, als einen Pilger zu begleiten. Ich sollte seinen Auftrag erhalten.“

Die Söldner standen auf, um den jungen Herzog anzusprechen. Doch in diesem Moment folgte Carlton Louison hinein, legte eine Hand auf dessen Schulter und schoss den umstehenden Söldnern einen finsteren Blick zu. „Was guckt ihr so?“, sagten seine Augen.

Obwohl es sich bei den Leuten im Raum um zähe und robuste Söldner handelte, die viel durchgemacht hatten, schreckten sie Carltons robuster Körperbau und seine bösartigen Augen ab.

Mann, der Kerl ist schon vergeben.“ Die Söldner senkten ruhig den Blick und setzten sich wieder auf ihre Plätze – es hatte keinen Sinn, weiter zu stehen. Carlton grinste verächtlich über ihre Reaktionen.

Louison ging derweil zum Empfangsfenster der Gilde. „Ich habe im Dorf Yeokcham gehört, dass es eine Belohnung für das Töten von Monstern gibt. Stimmt das?“

Ja, ja. Das ist richtig.“

Der gleichgültige Angestellte hinter dem Fenster fragte weiter: „Habt ihr Beweise? Ohne Beweis können wir keine Belohnung auszahlen. Geben Sie mir Ihren Beweis.“

Hier? Nun… Es ist ziemlich viel.“

Es gab viele Söldner, die darauf bestanden, Dutzende von Monstern besiegt zu haben, ohne dies belegen zu können. Vielleicht nahm der Angestellte an, dass sie so wären. Der Angestellte hielt beiläufig einen kleinen Korb hin. Während Louison zögerte und in der Klemme war, klopfte der Angestellte ungeduldig auf seinen Korb.

Carlton geriet außer sich, als sich der Angestellte seinem Kunden gegenüber so arrogant verhielt.

Wenn er es so sehr will, müssen wir es ihm geben, nicht wahr?

Carlton leerte den Inhalt der Tasche in den Korb.

*Rollen– Krachen– Plopp*

Nebenprodukte wie das Horn, die Augen und die Nase des Monsters fielen heraus und türmten sich wie ein Berg in dem kleinen Korb.

Der einzigartige Gestank und der Geruch nach fauligem Blut eines Monsters verbreiteten sich im ganzen Gebäude. Der Angestellte sah mit offenem Mund zu. „D-das… alles…“

Zählt bitte das Geld. Da ist noch mehr.“

D-Da ist noch mehr?!“

Carlton ließ die verblüfften Angestellten der Gilde zurück und brachte zwei weitere Säcke. Sogar die zuschauenden Söldner starrten mit offenem Mund. „Das geht wirklich zu weit.“

Als Carlton herausfand, dass es für besiegte Monster Geld gab, jagte er sie wie ein Wahnsinniger. Wenn man die Motive des Söldners nicht gekannt hätte, hätte man ihn für einen blutbesessenen Irren halten können. Tatsächlich sah der Söldner, trotz Louisons Wissen über diese Situation, immer noch so aus. Später taten dem jungen Herzog diese Monster sogar leid.

Carlton sagte jedoch nur: „Was ist los?“ Aus seiner Sicht waren Monster nur wandelnde Münzen. Schließlich konnte Carlton nicht einfach an Münzen vorbeigehen, die auf den Boden gefallen waren. Natürlich wäre der Söldner nicht so weit gegangen, wenn er allein gewesen wäre. Carlton hatte jedoch Louison bei sich. Wenn er noch ein Monster fangen konnte, konnte er Louison ein weiteres Stück Trockenfleisch kaufen. Statt hartem, dunklem Brot konnte er dem jungen Herzog weiches, weißes Brot geben. Natürlich musste er noch mehr besiegen.

Der Auszahlungsvorgang dauerte lange, doch Carlton konnte seine Taschen füllen.

Louison murmelte missmutig: „Das ist echt übertrieben“

Wir müssen Geld verdienen, solange wir können. Ich habe versprochen, dass ich dafür sorgen werde, dass es dir an nichts mangelt.“

Ich kann nicht glauben, dass ihn das, was in Confosse passiert ist, immer noch beschäftigt. War sein Stolz wirklich so sehr davon verletzt, dass wir meine Haare verkaufen mussten?

Louison schnalzte innerlich mit der Zunge. Natürlich dachte Carlton das nicht, aber Louison konnte das nicht wissen.

Lass uns etwas kaufen gehen“, sagte Carlton und zog Louison ein Stück näher an sich. Der junge Herzog folgte ihm ohne zu zögern. Da so viele Menschen um sie herum waren, legte Carlton wie selbstverständlich seinen Arm um die Schultern des Herzogs. Louison, der sich durch die Reisen auf dem Pferd schon an Carltons Nähe gewöhnt hatte, störte sich nicht daran und empfand es sogar als angenehm.

Carlton gab das Geld voller Freude aus. Neue Gewänder, neue Schuhe, sogar Untergewänder und Strümpfe – Dinge, die sie sich bisher nicht leisten konnten. Louison verstand, dass sie das Nötigste kaufen mussten, aber der Söldner übertrieb es und versuchte, Dinge zu kaufen, die für diese Reise nicht notwendig waren.

Wie wäre es damit?“, fragte Carlton.

„…Wozu sollte ich einen Hut mit Pfauenfeder brauchen?“

Was ist damit?“

„…Brauchen wir jetzt Seidenhemden?“

Bei Louisons genervter Antwort drehte Carlton sich bedauernd weg. Er dachte, sowohl der Pfauenhut als auch das Seidenhemd würden dem jungen Herzog gut stehen.

Louison fühlte sich todmüde, während Carlton ihn von Stand zu Stand schleppte. Gäbe es einen Essensstand, wäre das eine andere Sache, denn Louison war nicht materialistisch veranlagt – nur verfressen.

Was willst du eigentlich kaufen? Ich brauche nichts mehr. Lass uns lieber deine Ausrüstung kaufen. Nein, eigentlich sollten wir nichts weiter mit uns herumtragen und stattdessen etwas essen gehen.“

Während der junge Herzog murrte, kaufte Carlton Süßigkeiten und überreichte sie ihm. Süßigkeiten waren für eine Nascherei ziemlich teuer – Louison lehnte nicht ab, weil er gierig nach Süßigkeiten war, hatte aber trotzdem seine Bedenken: „Sollten wir nicht etwas Geld sparen?“

Es ist in Ordnung. Wir können immer mehr verdienen. Ich schaffe das – das hast du doch gesehen, oder?“, prahlte Carlton.

Es muss schön sein, so talentiert zu sein“, sagte Louison und schüttelte den Kopf. Je öfter ich ihn sehe, desto kindlicher wirkt dieser Mann.

Der junge Herzog lutschte an dem Bonbon, das er im Mund hatte, und erinnerte sich plötzlich an eine Frage, die er schon lange stellen wollte: „Wie alt bist du?“

Wie alt ist er, dass er immer noch solche Wutanfälle hat?

Carlton tat so, als hätte er nichts gehört. Dem jungen Herzog entging jedoch nicht, wie das Grinsen des Söldners starr wurde. Sieh an! Warum ignoriert er mich?

Ich habe nie gehört, wie alt du bist. Zephys ist jetzt 7 Jahre alt, oder? Du hast ihn doch mitgenommen, als du fortgelaufen bist, nicht wahr? Ähm… Dann…“, Louison begann an seinen Fingern abzuzählen, „…Du bist doch erwachsen, oder? Du bist doch nicht immer noch minderjährig, oder?“

Natürlich bin ich erwachsen! Sehe ich aus, als könnte ich noch ein Kind sein?“

Nun, bei diesem Gesicht, diesem Körper und diesem Temperament… Es wäre beunruhigend, wenn du nicht mindestens 20 wärst.“

Ja, ja. Ich bin genauso alt wie mein Herzog.“

Das kann nicht sein! Wenn er mit 15 von zu Hause weggelaufen ist, müsste er jetzt 22 Jahre alt sein?! Hä?

Du… Bist du vielleicht jünger als ich…?“, rief Louison. Bin ich älter? Stimmt das?

Carlton schlich davon und tat so, als würde er sich die Stände auf der anderen Straßenseite ansehen.

Hä? Was soll diese Reaktion?!

Louison packte Carltons Arm und drängte ihn zu einer Antwort.

Obwohl der Söldner immer wieder versuchte, seinem Blick auszuweichen, waren Louisons strahlend blaue Augen zu schön, um sie zu ignorieren.

Dennoch wollte er wirklich nicht über sein Alter sprechen, also versuchte er, das Thema zu wechseln.

Ich weiß nicht genau, wann ich geboren wurde, also kenne ich auch mein richtiges Alter nicht.“

Macht das überhaupt Sinn?“

Ich habe dir doch erzählt, wie gleichgültig ich meiner Familie war.“

Louison kniff die Augen zusammen. Aus irgendeinem Grund hatte er das starke Gefühl, dass der andere ihm nur Ausreden vorbrachte, um die Frage nicht beantworten zu müssen. Wenn diese tragische Geschichte jedoch wahr war, wäre es taktlos, weiter nachzufragen.

Der junge Herzog konnte nicht glauben, dass Carlton seine leichte Neckerei mit einer traurigen Familiengeschichte beantwortet hatte. Was für ein gewitzter Mann. Louison hob beide Hände in einer Geste der Kapitulation: „Gut. Ich werde dich nicht weiter fragen. Du willst wirklich nicht darüber reden, oder?“

Schön, dass du das jetzt verstehst. Übrigens…“, Carlton, der leise lachte, flüsterte Louison ins Ohr, „Ich glaube, wir werden verfolgt.“





2 Kommentare:

  1. Carlton muss sich ja richtig ausgetobt haben, was das Monster killen angeht, wenn diese irgendwann selbst Louison leid tun XD Aber es bringt Geld und das brauchen sie. Aber ich bin jetzt auch neugierig wie alt Carlton eigentlich ist. Bzw. das kann warten, denn scheinbar werden sie wohl verfolgt o.O

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  2. er hat sich also monster besorgtr so das er geld bekommt. lui ist ein wenig genervt weil carl sachen kaufen möchte was sie gar nicht so brauchen. kann carl verstehen wenn man seinen liebsten etwas kaufen möcht. oh ja das will ich auch wissen wie alt er ist. das sie verfolgt werden könnte auch der grund sein weil carl voviel verdient hat von den monstern. mal sehen was es wird.

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