Der Boden brach direkt unter den Füßen des Tausendfüßlers ein. Als sich der Tausendfüßler mit seinem riesigen Körper in die Erde eingegraben hatte, hatte er Störungen in der Bodenstabilität verursacht, und der Untergrund war geschwächt worden. Er hatte das Gewicht des Monsters nicht mehr tragen können. Zu allem Überfluss war zudem ein großer, in der Nähe liegender Felsbrocken auf den Körper des Tausendfüßlers gestürzt.
*Kyaaaaaagh*
Carlton verließ gemächlich die Gefahrenzone. Der Einsturz des Bodens war eines seiner Ziele gewesen.
Der Tausendfüßler hatte sich jedes Mal in den Boden gegraben und versteckt gehabt, wenn er in eine bedrohliche Lage geraten war. Natürlich hatte das Monster dabei immer einen langen Tunnel hinterlassen. Folglich hatte der Boden unter seinen Füßen gebebt, und diese Gänge mussten daher unausweichlich irgendwann einstürzen. In diesem Moment war Carltons Blick auf den großen Felsen gefallen. Er hatte den Tausendfüßler absichtlich dazu gebracht, sich unter der Erde zu verstecken, um dann in der Nähe des großen Felsens anzugreifen. So wie er es erwartet hatte, war der Tausendfüßler im einstürzenden Boden in Verwirrung geraten und von dem Felsen zerquetscht worden.
Während die Erschütterungen nachließen, näherte sich Carlton dem Tausendfüßler. Das Monster hatte bis zum Ende gekämpft und klapperte nun mit seinem Kiefer, als es den Söldner auf sich zukommen sah. Aber das war alles, was es tun konnte. Sein Körper war zertrümmert, der Felsen hielt ihn fest. Der Tausendfüßler konnte sich weder befreien noch in die Erde entkommen.
Carlton trat beiläufig auf den Kopf des Tausendfüßlers und stieß sein Schwert mehrmals in die leuchtend roten Augen des Monsters. Das Monster schrie und schlug mit seinem Schwanz auf den Boden, zuckte in seinen letzten Todeszügen. Schließlich wurde es kraftlos, und der Körper des Tausendfüßlers erschlaffte.
Dies war Carltons Sieg.
„B-Beeindruckend…“, Louisons Mund klappte vor Staunen auf. Das war eine dramatischere Wendung als in jedem Theaterstück. Gerade als es so ausgesehen hatte, als wäre der Söldner vom Tausendfüßler zurückgedrängt worden, hatte er das Monster im nächsten Augenblick getötet. Zuerst hatte der junge Herzog gedacht, Carlton hätte nur Glück gehabt, doch dann hatte er bemerkt, wie der Söldner die Gefahrenzonen mied. Es war offensichtlich, dass Carlton den Tausendfüßler durch präzise Berechnungen besiegt hatte.
Er nutzte die Stärken des Tausendfüßlers – seine Fähigkeit, sich unter der Erde zu verstecken – gegen ihn selbst. Welch kluge, schnelle List. Unglaublich. So dreist zu handeln, obwohl sein Leben auf dem Spiel stand. Selbst als reiner Beobachter hatte Louison das Gefühl, sein Herz würde platzen.
Die Dorfbewohner, die noch nicht weit entfernt waren, hatten sich um den jungen Herzog versammelt, um Carltons Kampf zu beobachten. Alle waren gebannt von dem dramatischen Wendepunkt. Sie hatten noch nicht realisiert, dass der Tausendfüßler jetzt nur noch ein erkaltender Kadaver war.
„Hat dieser Mann den Tausendfüßler ganz allein getötet?“, riefen die Dorfbewohner.
Carlton enthauptete das Monster.
Dann trat er den Kopf des Tausendfüßlers weg, als wäre er ein Ball.
„O-Ohh… Waaaahhhh!!!!“ Die Dorfbewohner gerieten außer sich – eine Welle der Aufregung erfasste sie. Endlich wurde ihnen klar – das Monster war tot. Dieser Söldner hatte zwei Monster getötet und das Dorf erneut gerettet!
Ohne darauf zu achten, wer sich dem Mann zuerst nähern sollte, stürmten die Leute auf Carlton zu. Die Dorfbewohner drängten sich um ihn, um ihn zu loben. Auch Louison hatte sich der Menge angeschlossen und näherte sich dem Söldner.
Carlton lächelte frech – verabscheuungswürdig selbstsicher – als er den jungen Herzog sah. Als Louison dieses Lächeln sah, stockte ihm plötzlich der Atem. Obwohl der Söldner siegreich geblieben war, hätte das Schicksal ihn dennoch bestrafen und ihn im einstürzenden Boden gefangen halten können, sodass der Tausendfüßler ihn in seinem letzten, wilden Kampf besiegt hätte.
„Warum lachst du so, wenn es auch schrecklich hätte enden können? Du bringst das Herz deiner Zuschauer vor Sorge zum Brennen. Du… du Verrückter.“
„War es so schlimm, dass du mich statt eines Kompliments beschimpfen musst?“, protestierte Carlton.
Louison wollte weiterreden, ließ sich jedoch von einer Welle von Gefühlen überwältigen. Er ging auf den Söldner zu und umarmte ihn fest.
Carlton riss vor Schreck die Augen auf. Seine Pupillen irrten hin und her.
„… Verehrter Pilger?“
Sein verblüffter Gesichtsausdruck passte nicht zu einem erfahrenen Söldner. Unbeirrt umarmte Louison Carlton noch fester und flüsterte ihm ins Ohr: „Du hast gut gekämpft – sehr beeindruckend. Du bist wirklich der Beste.“
Carlton hatte viele Kämpfe durchgemacht, aber Komplimente – keine aus Angst oder Eifersucht, sondern echtes Lob – waren ihm fremd. Es beunruhigte ihn ein wenig, doch er empfand kein Unbehagen. Vielmehr hatte er das Gefühl, als würde sein Herz anschwellen.
Carltons Hände zögerten einen Moment, bevor er Louisons Umarmung erwiderte. Bei diesem Anblick wurden die Dorfbewohner, berauscht von ihrem Triumph, völlig übermütig. Sie umarmten sich gegenseitig und trösteten sich für ihre Strapazen.
Die aufgeheizte Stimmung ließ eine Weile nicht nach. Bald schlossen sich die anderen, die das Kreischen des Tausendfüßlers gehört hatten, der Menge an. Inmitten dieser Stimmung hielten sich Louison und Carlton eine ganze Weile lang fest.
Während der Tausendfüßler getötet worden war, war die Sonne bereits untergegangen. Louison und Carlton blieben daher über Nacht im Dorf.
Obwohl das Dorf der Meinung war, dass selbst ein großes Fest für ihre tapferen Helden nicht ausreichen würde, verging die Nacht ruhig – schließlich hatten die Nachbeben des Erdeinsturzes die Dorfränder erreicht und hier und da Dinge zerstört. Das konnten sie sich einfach nicht leisten.
Am nächsten Tag: Unerwartete Leute kamen im Morgengrauen im Dorf an: Der Wachhauptmann von Confosse und einer der Ritter des herrschenden Lords. Nachdem der Dorfvorsteher Kontakt zu ihm aufgenommen hatte, war der Wachhauptmann mit ein paar anderen hierher geeilt. Der Ritter hatte vor etwa zwei Monaten eine Nachricht erhalten, dass sich verdächtige Leute im Wald aufhielten. Obwohl der Ritter an der Glaubwürdigkeit solcher Gerüchte zweifelte, war er ebenfalls mitgekommen.
Sie waren erschrocken über den Zustand des Dorfes und fielen beim Anblick des toten Tausendfüßlers fast in Ohnmacht. Nachdem sie von den Dorfbewohnern Neuigkeiten erhalten hatten, wollten der Wachhauptmann und der Ritter Louison und Carlton sehen – jeder aus seinem eigenen Grund. Die beiden hatten das Dorf jedoch bereits im Morgengrauen verlassen.
Die beiden hatten beschlossen, dass ihre Anwesenheit eine zu große Belastung für das ohnehin arme Dorf sei. Es gab keinen Grund zu bleiben, nachdem sie alles Nötige getan hatten. Sie hinterließen eine kurze Nachricht, die ihre Entscheidung erklärte …
Ehrlich gesagt waren sie frühzeitig aufgebrochen, weil sie keine weitere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, aber diesen Grund konnten sie nicht in die Nachricht schreiben. Die Dorfbewohner waren tief bewegt über den Gedanken, dass ihre Helden so viel Rücksicht auf ihre schwierige Lage genommen hatten.
Neben all der Dankbarkeit war das Herz des Wachhauptmanns besonders betroffen. Louison und Carlton hatten sich in eine Tausendfüßler-Höhle gewagt, um seine vermisste Frau zu finden. Sie hätten einfach zu ihm zurückkehren und ihm das Verschwinden seiner Frau mitteilen können. Die Tatsache, dass sie ein solches Risiko eingegangen waren, um ihr Versprechen zu halten und Anna in Sicherheit zu bringen, rührte ihn zu Tränen.
Dank dessen war seine Frau sicher aus ihrer Starre erwacht. Obwohl sie sich an nichts erinnerte, was passiert war, nachdem sie vom Tausendfüßler gefangen worden war, erinnerte sie sich an eine Person – vielleicht den verehrten Pilger? –, die ihre Stirn gestreichelt hatte. Der Wachhauptmann dachte über die heilige Lehre nach, als er sich an den Pilger erinnerte, der seine Familie beschützt hatte – ein Licht, das gnädig auf diejenigen schien, die im Dunkeln waren. Waren sie von Gott gesandt worden, um Licht auf ihre Welt zu bringen? Das Ehepaar dankte für ihre Sicherheit und betete für eine sichere Pilgerreise für Louison und Carlton.
Einige Wochen später brachte die Frau des Wachhauptmanns ein gesundes Mädchen zur Welt. Das Paar gab ihm einen religiös bedeutungsvollen Namen, der „Gottes Segen“ bedeutete, um ihren Rettern Ehre zu erweisen.
Das Herzogtum Anness hingegen trauerte und versank in Kummer.
Vor kurzem hatten sie den Kontakt zu dem Gefolge verloren, das in die Hauptstadt aufgebrochen war. Nur Ruger war ins Herzogtum zurückgekehrt.
Verletzt und erschöpft erzählte Ruger, dass die Gruppe plötzlich von Monstern angegriffen worden sei. Mitten in diesem Chaos habe Carlton Louison entführt. Zuerst konnten sie Rugers Worten keinen Glauben schenken, aber da alle anderen gestorben waren, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.
Das Herzogtum Anness setzte alles daran, Louison zu finden, aber ohne Erfolg.
Mit der Zeit wuchs die Angst und sie konnten nur in ihrer Hilflosigkeit verharren. Ruger, der diese ganze Situation inszeniert hatte, war auch nicht in guter Verfassung.
Verdammt. Wo zum Teufel ist er?
Er hatte auch keine Ahnung, wo Carlton und Louison waren.
Nachdem Carlton ins Wasser gesprungen war, hatte Ruger die Umgebung abgesucht gehabt. Entgegen seiner Erwartung, sie bald aufzuspüren, war Louison nirgends zu finden gewesen.
Ich dachte, er würde ins Herzogtum zurückkehren, aber …
Louison war wie eine Schnecke – er neigte dazu, sich bei der geringsten Gefahr in seinem Haus zu verstecken. Aufgrund seines begrenzten Weltwissens glaubte er, dass das Herzogtum und die Hauptstadt alles seien, was zählte.
Dann hätte er ins Herzogtum zurückkehren sollen.
Ruger ließ seinen Helfer mit den Schattenwölfen die Umgebung erkunden und kehrte allein zum Herzogtum zurück. Dann log er alle an und behauptete, Carlton hätte Louison entführt. Jemand musste als Sündenbock herhalten, und der Söldner schien dafür bestens geeignet.
Ohne diesen Bastard wäre der Plan perfekt gewesen.
Ob er Louison Angst machte und ihn im Schutz der Dunkelheit davonlaufen ließ oder ob sein Entführungsversuch erfolgreich gewesen wäre, … wäre Carlton nicht gewesen, wäre Louison jetzt in seiner Gewalt.
Ich mochte ihn schon vom ersten Moment an nicht. Er hat keine Ahnung, was er da von sich gibt. Glaubt er etwa, er sei der Größte, nur weil er überall herumlaufen kann? Nichts ändert etwas an der Vulgarität seines niederen Standes.
Ruger verabscheute Carlton – es frustrierte ihn, dass Louison und der Söldner allein unterwegs waren.
Doch Louison erschien nicht, egal, wie lange er wartete. Sein Herr, der ihn als Spion eingesetzt und die Entführung angeordnet hatte, hatte ihn nach weiteren Informationen ausgefragt. Seine Untergebenen hatten keine Ahnung, wohin sie gehen sollten. Während er unter heftigen Kopfschmerzen litt, hatte er erfahren, dass Carltons Männer gefangen genommen worden waren.
Ruger eilte zu den Männern des Söldners – was äußerst schwierig war. Der General hatte verhindert, dass jemand sie sehen konnte. Ruger war zum General gegangen, um die Angelegenheit mit ihm zu besprechen, aber der Mann hatte Ruger hinausgeworfen und gesagt: „Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigene Genesung.“
Ruger schnaubte, als er die Tür zum Büro des Generals schloss. Was? Er will, dass ich mich auf meine eigene Gesundheit konzentriere und auf nichts anderes? Wie kann dieser alte Mann es wagen, mir Streiche zu spielen.
Es war offensichtlich, dass der General ihm nur eine allgemeine Ausrede gegeben hatte.
Obwohl Ruger einen Verband um den Kopf trug, hatte der General nicht ein einziges Mal gefragt, wie es ihm ging.
Er will mich daran hindern, Carltons Männer zu treffen. Er misstraut mir.
Der General glaubte nicht daran, dass Carlton Louison entführt hatte. Vielmehr verdächtigte er Ruger. Da er vermutete, dass in diesem Fall mehr dahintersteckte, musste er etwas tun, um an Informationen zu gelangen.
Der alte Vasall, der das Herzogtum so lange geführt hatte, war erschreckend schlau. Es war faszinierend, wie ein solcher Mann einen Narren wie Louison großziehen konnte.
Glaubt er wirklich, dass ich ohne seine Erlaubnis keine Informationen ans Licht bringen kann?
Ruger lief wie ein Besessener vor dem Büro des Generals auf und ab, bevor er in einen verlassenen Flur ging. Kurz darauf kam ein Dienstmädchen aus einem Büro und ging Ruger nach, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war.
„Liebling, geht es dir gut?“, fragte das Dienstmädchen Ruger in mitleidigem Ton und streichelte sein Gesicht.
Sie war ein einfaches Dienstmädchen, das für verschiedene Aufgaben im Büro des Generals zuständig war, und jemand, in den Ruger viel Mühe investiert hatte. Sie glaubte, dass sie und Ruger ein Liebespaar waren, aber für Ruger war sie eine nützliche Informationsquelle. Deshalb hatte er sie überhaupt erst umworben. Auch dieses Mal war er sicher, dass er durch sie mehr Informationen bekommen würde.
„Ich schätze, der General vertraut mir nicht, weil ich ein Außenseiter bin.“ Ruger senkte den Kopf, als sei er in seinen Gefühlen verloren.
Das Herz des Dienstmädchens war erschüttert von Rugers verzweifeltem Auftreten.
Er will doch nichts Böses. Als Kranker will er nur alles tun, was er kann.
Diesmal hatte sie das Gefühl, dass der General zu weit gegangen war. „Ich habe ein paar Dinge gehört …“
Der Anblick eines niedergeschlagenen Geliebten reichte aus, um ihr Mitleid zu wecken.
Warum ist es so schwer, ein paar tröstende Worte für einen geliebten Menschen zu finden?
Confosse. Confosse also. Ruger dachte darüber nach, was er von dem Dienstmädchen gehört hatte. Die General musste sehr vorsichtig gewesen sein – viele ihrer Informationen waren nicht sehr nützlich –, aber es war trotzdem interessant zu hören, dass Carltons Untergebene in der Nähe von Confosse gefasst worden waren.
Diese Leute haben auf Carlton in Confosse gewartet. Der Herzog muss also bei dem Söldner sein.
Es war leicht herauszufinden, dass Louison und Carlton nicht in das Herzogtum zurückkehrten, sondern direkt in die Hauptstadt unterwegs waren.
Deshalb konnte ich sie nicht finden, egal, wie sehr ich gesucht habe. Sie verhalten sich entgegen meiner Erwartungen – Ich bin sicher, das war Carltons Idee. Der Herzog ist nicht so mutig.
Ruger ballte die Fäuste, während er sich vorstellte, wie Carlton seinen Herzog bedrohte und ihn zwang, zur Hauptstadt zu reisen. Wut kochte in ihm auf.
Ich muss persönlich nach Confosse reisen. Ich werde den Herzog mit meinen eigenen Händen zurückholen.
Es spielte keine Rolle, ob Louison Confosse schon hinter sich gelassen hatte. Die Schattenwölfe hatten einen hervorragenden Geruchssinn – er war zuversichtlich, dass die Monster schnell die Spur aufnehmen würden, wenn sie dort begannen.
Ich schätze, ich muss Louison selbst fangen. Da ich meinen Herzog betreut und verraten habe, muss ich das jetzt gut zu Ende bringen.
Rugers Gedanken waren etwas widersprüchlich, aber sie kamen dem Adjutanten so natürlich vor, dass er den Widerspruch überhaupt nicht bemerkte.
~ Ende 6. Teil ~
wasss das war alles von carl geplant das es so kam das er ins loch viel und vom stein zerquscht wurde. er hat auch ganz ruhig erledigt und dann den kopf ab. ich kanns verstehen wieso er in ein wenig geschimpft hat . aber diese umarmung und auch das komplent hatten es in sich. das hätte ich gerne gesehen wie luis seinen carl so umarmt. das hast du davon ruger. doch nicht so gekommen wie er es erhofft hat und dann noch diese lüge das carl luis entführt hat. bin ein wenig schadenfreude zu hören das nicht mal der general im so richtig glaubt und im nichts sagen will. bin gespannt wie es weiter geht.
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