Mittlerweile hatte sich dieses Gerücht auch an die anderen südlichen Lords verbreitet. Alle hatten aufmerksam auf Neuigkeiten aus dem Schloss des Herzogs geachtet. Einige Adlige hatten die Gegend sogar mit ihren Kundschaftern abgesucht. Sobald der offizielle Brief an das nächste Dorf im Herzogtum geschickt worden war, hatten auch sie von der Katastrophe erfahren.
Die Nachricht hatte die Adligen in große Aufregung gestürzt.
Waren diese Informationen wirklich wahr?
Wenn das stimmte, dann steckte die ganze Gemeinde in einer Krise. Selbst wenn die Heuschreckenschwärme an ihren Feldern vorbeiziehen sollten, mussten die Adligen auch darauf achten, die Schädlinge so gut es ging, zu bekämpfen.
Allerdings war allen Adligen ein bestimmtes Detail aufgefallen: Der Herzog von Anness befand sich in dieser komplizierten, instabilen Lage mit Carlton. „Die ganze Familie ist isoliert… Wie konnten sie wissen, ob ein Schwarm kommt oder nicht? Könnte das nicht eine Falle sein?“
Der Herzog von Anness könnte Carlton helfen, ob freiwillig oder unfreiwillig. Dennoch konnte kein stolzer Bewohner des Südens diese mögliche Katastrophe einfach ignorieren.
Wir sind verdammt, wenn wir es tun, und wir sind verdammt, wenn wir es nicht tun.
Die Lords grübelten so intensiv über diese Angelegenheit nach, dass sie schlaflose Nächte hatten. Schließlich kamen sie zu dem Schluss: Na gut, vertrauen wir dem Herzog einfach noch ein letztes mal!
Er war immer noch der Wächter dieser Region, ein Mann der Familie, die dieses Land seit Jahrhunderten regierte. Heute mochte er für seinen Ruf als Abschaum berüchtigt sein, aber er war immer noch ein stolzer Herzog. Alle anderen Mitglieder seiner Familie waren fähige Männer gewesen.
Die südlichen Lords hegten ähnliche Bedenken und waren alle zu demselben Schluss gekommen. Sie schickten umgehend Gesandte in die Region Anness. Schließlich erreichten verschiedene Banner aus den Haushalten der südlichen Lords das fest verschlossene Schlosstor.
Wie ist das möglich?
Carlton, der auf eine Gelegenheit gewartet hatte, sein Schwert zu schwingen, war von der Nachricht überrascht worden.
Er wusste nicht, ob er sprachlos oder verzweifelt sein sollte. Es war gut, dass alles so reibungslos verlaufen war, aber es kratzte gleichzeitig an seinem Stolz. Carlton war ein Mann, der ein turbulentes Leben geführt und viele Härten und Gefühlswirren ertragen hatte müssen. Doch dies war das erste Mal, dass er eine so seltsame Mischung von Emotionen verspürte.
Carlton hatte ein provisorisches Lager vor der Schlossmauer errichtet und traf dort die Gesandten. Er war misstrauisch, dass diese Gesandten Hintergedanken hatten, und ließ sie nicht in das Schloss hinein.
Die Gesandten der anderen Lords schienen jedoch erleichtert, dass sie nicht hereingebeten worden waren.
Obwohl sie eine gewisse Bedeutung repräsentierten, erledigten sie ihre Angelegenheiten mit Carlton professionell, ohne den Söldner zu verärgern.
Die Botschaften, die sie übermittelten, waren alle ähnlich:
„Wir schwören Prinz Ellion die Treue. Wir können XXX als Kriegsentschädigung zahlen. Mehr kann nicht gegeben werden, also akzeptieren Sie dies bitte und kommen Sie nicht in unser Gebiet.“
Die Briefe waren länger, mit unnötig langen Grüßen und ausgefallenen Umschreibungen an jeder Stelle des Gesprächs. Eine kurze Zusammenfassung ihrer wichtigsten Teile können mit dem obrigen Gesagten zusammengefasst werden.
„Sie verhandeln nicht einmal?“
Obwohl man beim Begriff 'Verhandeln' vielleicht an einen Marktplatz denkt, riskierte sonst niemand so sehr sein Leben, um zu feilschen wie die Adligen. Sie forderten von den einfachen Leuten Geld für die Entwicklung, während sie selbst den Reichtum anderer ausgaben. Sie hätten selbst bei einer Erpressung noch um einen zusätzlichen Taler gefeilscht, auch wenn ihnen ein Messer an den Hals gehalten wurde.
Das ist unmöglich. Diese Leute waren nicht die Art von Menschen, die ihr Vermögen stillschweigend hergaben.
Carlton, voller Zweifel und Misstrauen gegenüber der Aristokratie, hatte im Kopf einige Berechnungen angestellt.
Die von den Gesandten vorgeschlagenen Beträge waren gerade angemessen genug, um als Kriegstrophäe angenommen zu werden. Natürlich konnte man über mehr verhandeln, aber er müsste seinen Stolz aufgeben, um mit einigen Adligen zu streiten.
Obwohl Carlton der Situation immer noch misstrauisch gegenüberstand, nahm er die Angebote an. Alle Boten reisten zügig und ohne Verzögerung ab.
Carlton stand auf der Schlossmauer und blickte über die verstreuten Gesandten. Hielten am Ende alle einen Haufen Insekten für wichtiger und gefährlicher als seine Armee?
„Ich habe das Gefühl, der Süden veräppelt mich“, sagte er.
Carltons Männer nickten alle mitfühlend ihrem Hauptmann zu. „…Es hat wirklich genauso geklappt, wie der Herzog von Anness es vorhergesagt hat…“
Er hätte sich dieses Ergebnis niemals ausmalen können – nicht, als der einzelne Bote mit Louisons offiziellem Schreiben aus dem Herzogtum losgegangen war. Er hatte dem Vorschlag des Herzogs zugestimmt, weil es seiner Armee keinen weiteren Schaden zufügen wollte… und es wäre ein Ärgernis gewesen, wenn Louison sich bei Hofe über eine schlechte Behandlung beschwert hätte.
Louisons Rat war keine Geldverschwendung gewesen, sondern hatte zu größeren Vorteilen geführt. Wie die Spinne im Netz, saß er still da und erntete die Früchte eines stillen Krieges – einer Schlacht ohne die Folgen eines Kampfes.
Was wäre passiert, wenn Carlton hätte kämpfen müssen?
Er war zuversichtlich, in diesem Falle den Sieg zu erringen, aber er hätte wahrscheinlich nicht so viele Vorteile erlangen können.
Ich verstehe es einfach nicht. Überhaupt nicht.
Carlton kehrte zurück ins Schloss und ging sofort in Richtung Louisons Zimmer. Als er das Schloss betreten hatte, hatte er nicht die Absicht gehabt, Louison zu besuchen. Schon sein Anblick drehte ihm den Magen um. Warum also sollte er ihn aufsuchen? Doch irgendwie führten seine Füße ihn zu Louisons Tür, während sein Bewusstsein woanders schwebte.
Ruger, der die Tür bewachte, verzog angewidert das Gesicht, als er Carlton sah. Er tat zwar so, als ob er ihn höflich begrüßte, aber innerlich fluchte Ruger. Er wollte ihm seine Meinung sagen, beherrschte sich jedoch.
Louison war in seinem Zimmer.
„Es ist Carlton.“
Louison, der ausgestreckt auf seinem Bett lag, genoss die Faulheit in vollen Zügen. Carlton hatte ihn nach der Rückkehr seiner Gefolgsleute nicht mehr gerufen. Der Herzog konnte diese friedliche Zeit nur genießen.
„Huch, was?“ Louison stand hastig auf, ordnete seine Kleidung und fuhr sich grob mit der Hand durchs Haar. Als Carlton das Zimmer betrat, hatte Louison dank seiner schnellen Bewegungen seine distanzierte, vornehme Erscheinung wiedererlangt. Seine aufrechte Haltung ließ ihn würdig wirken.
Obwohl sein Herz wild schlug, blieb Louison ruhig, als er Carlton ansprach.
„Ritter Carlton, ist etwas nicht in Ordnung?“
„Ich komme gerade von einem Treffen mit den Gesandten an der äußeren Mauer.“
„Ah, ist das so?“ Louison konnte das Schloss nicht verlassen, also wusste er nichts von der Situation draußen. Plötzlich strahlte Louisons Gesicht: „Welche Familien haben Gesandte geschickt? Haben alle einen geschickt? Haben sie alle ihre Kapitulation angeboten?“
„Nein. Drei haben ihre Kapitulation noch nicht erklärt.“
Was für verrückte Idioten. Nehmen die Heuschreckenplage auf die leichte Schulter!
Louisons Gesichtsausdruck verfinsterte sich: „Welche Häuser?“
„Sete, Vinard und Holgar. Weißt du etwas über diese Familien?“
„Ähm…“, überlegte Louison.
Er hatte keine Ahnung!
Aufgrund seiner Wissenslücken konnte Louison nur vermuten, dass es sich um Landadlige handelte, die kleine und mittlere Ländereien besaßen, die weit entfernt von seinem eigenen lagen. Carlton, der auf seine Antwort wartete, bemerkte Louisons Zögern.
Diesmal missverstand Carlton ihn nicht und wusste genau, was er meinte.
„Du hast keine Ahnung? Ihre Gebiete liegen doch auch ganz in der Nähe deines Anwesens, nicht wahr? Soweit ich weiß, hat Sete immer noch Handelsabkommen mit dem Herzogtum“, sagte Carlton.
„…Vielleicht fällt es mir ein…Es liegt mir auf der Zunge…“
Das war eine glatte Lüge. Louison konnte sich an nichts erinnern.
Louison war einfach mit irgendetwas herausgeplatzt, was ihm in den Sinn gekommen war, und Carlton hatte ihn sofort durchschaut.
…Also weiß er es wirklich nicht, dachte Carlton.
Louison hatte ihn zweimal überrascht. Als er sah, dass alles zu Louisons Gunsten lief, war klar, dass der Mann gar nicht so dumm war. Seine Einsicht, dass er manchmal die Zukunft vorhersagen konnte, war ziemlich beeindruckend.
Doch das verwirrte Carlton nur noch mehr. Wie konnte eine so intelligente Person absolut nichts wissen? Musste man nicht den grundlegenden Sachverhalt kennen, um solche Erkenntnisse zu gewinnen? Warum ließ sich Louison, der so scharfsichtig war, in das Kreuzfeuer des Thronfolgekampfs der Prinzen ziehen? Warum brachte er sich selbst in derartige Gefahr?
„Ich hatte gehört, du seist nichts weiter als ein törichter Nichtsnutz …“ Als Carlton jetzt Louisons ruhiges und stilles Gesicht betrachtete, konnte er keine Spur von dem Mann erkennen, der angeblich seine Tage mit Trinken und Frauen verbrachte.
Anstatt sich mit Trinken oder lüsterner Unterhaltung zu vergnügen, dachte Carlton, dass Louison besser dazu passen würde, anmutig durch Kunstausstellungen zu spazieren oder, wie ein Gemälde, still zu sitzen und Musik zu hören.
Carltons intensiver Blick ließ Louison nervös werden.
Was?, dachte Louison, Habe ich etwas falsch gemacht? Hat er herausgefunden, dass ich gestern Nacht die Küche geplündert habe? Oder hat er gemerkt, dass ich einen mit Juwelen besetzten Ring versteckt habe, weil ich dachte, er würde dem Heiligen gefallen? Warum schaut er mich so an?
Louison zitterte innerlich.
Dann, nach längerem Schweigen, sagte Carlton plötzlich etwas Unerwartetes: „Das Dorf unterhalb des Schlosses ist sehr ruhig. Bist du nicht neugierig, was dort los ist?“
Das Dorf, auf das er sich bezog, lag zwischen den inneren und äußeren Mauern des Herzogtums. Da es das dem Schloss am nächsten gelegene Dorf war, war es ein wohlhabendes und sicheres Dorf.
Warum hat er das plötzlich zur Sprache gebracht?
„Gibt es ein Problem mit diesem Dorf?“
Carlton grinste über Louisons Frage. Er lächelte – ein Ausdruck von Spott und Mitleid.
Dieser Ausdruck störte Louison irgendwie.
Als Louison Arbeit als Tagelöhner bekommen hatte, hatte er gesehen, wie dieser Ausdruck auf ihn gerichtet gewesen war, nachdem er einen halben Tag nach Arbeitsbeginn erkrankt gewesen war.
Es war, als würde Carltons Blick sagen: Natürlich, dieses Verhalten passt zu dir.
Louison war so verärgert, dass er sich fragte, was sein Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte, aber er war zu langsam. Als er den Mund öffnete, öffnete sich auch die Zimmertür. Carltons Männer und Ruger drängten sich in das Gästezimmer und riefen gleichzeitig: „Herzog! Es passiert etwas!“
„Ein Heuschreckenschwarm fliegt auf uns zu!“
Carlton und Louison erhoben sich beide überrascht von ihren Plätzen. Louison vergaß die unangenehme Atmosphäre von eben und jubelte innerlich.
Endlich!
Wenn etwas schiefgegangen wäre und der Schwarm nicht erschienen wäre, wäre das Herzogtum als unglaubwürdig angesehen worden.
„Es ist tatsächlich ein Heuschreckenschwarm aufgetaucht?“, fragte Carlton erstaunt.
„Ja. Ein Spähtrupp hat schwarze Wolken entdeckt, die vom anderen Ufer des Flusses heraufziehen“, antwortete einer der Männer.
„Bist du sicher, dass es wirklich Heuschrecken sind?“ Carlton konnte das alles kaum glauben. Er hatte erwartet, dass die Heuschrecken ein Vorwand waren, um die Lords zur Kapitulation zu bewegen … Es war lächerlich, sich das vorzustellen, aber … konnte Louison Naturkatastrophen irgendwie vorhersagen?
wau es hat geklappt sie sind fast alle gekommen bis auf drei . carlton scheint in immer zu durschauen aber jetzt ist er verwirrt . das die nachricht gekommen ist das die heuschrecken kommen hat er sich natürlich gefreut. carltons gedanke das er naturkatastroben vorher sagen kann keimt in im auf. ob er jetzt mit erleben wird was diese kleinen dinger für schäden anrichten können wenn man sie nicht bekämpft. bin schon gespannt.
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